Voller Überzeugung habe er gehandelt, doch als Täter sieht er sich immer noch nicht, so Werner Großmann, letzter Leiter der DDR-Auslandsspionage HV A (Hauptverwaltung A), über den Titel seines neuesten Buches. Nicht ohne Zögern stand er Peter Böhm, ehemaliger Journalist im Internationalen Pressezentrum der DDR und Autor des Eulenspiegel-Verlags, noch einmal für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung. Auf 251 Seiten präsentiert Böhm in „Der Überzeugungstäter“ die Aussagen Großmanns in Interviewform.
Drei Kernthemen ziehen sich dabei durch das Buch: Großmanns persönliche Biografie, das operative Innenleben der HV A sowie eine Bilanz über sein Leben. Gepaart wurden diese Aspekte mit zahlreichen Einlassungen zum heutigen Geschichtsbild über die DDR und ihre Spionage.
Im Vergleich zu Großmanns 2001 erschienener Autobiographie („Bonn im Blick“) erfährt man dabei weder zum biografischen Werdegang Großmanns noch zur Arbeit der HV A substantiell Neues. Alte Geheimnisse werden weiter gehütet. Lediglich zu einigen dubiosen Nachrichtenhändlern und einigen beschafften NATO-Dokumenten („DECO II“) erfolgen neue Bewertungen.
Dies tat jedoch der erfolgreichen Präsentation des Buches am 17. Mai 2017 im Deutschen Spionagemuseum keinerlei Abbruch. Bis auf den letzten Stuhl besetzt war der Saal. Ehemalige Weggefährten kamen gleichsam wie Großmanns Kritiker. Gewohnt souverän moderierte der Stasi-Experte Dr. Helmut Müller-Enbergs die Vorstellung, immer auf der Spur von Großmanns Geheimnissen.
Im Gespräch gelang es Müller-Enbergs einen zusammenfassenden Überblick über die Inhalte des neuen Buches zu vermitteln. Zudem ging er einigen spannenden Detailfragen auf den Grund. Auf dem Podium saß auch der ehemalige Top-Agent der HV A in der NATO, Rainer Rupp („Topas“). Dieser zollte Großmann seinen Respekt und berichtete von Einzelheiten seiner Enttarnung.
Die nächste Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum findet am 30. Mai 2017 statt und beschäftigt sich mit einem aktuellen Thema: Adam Harvey klärt als Experte über die Geschichte und die neuen Möglichkeiten der Gesichtserkennung auf. Zudem werden von ihm entwickelte Ansätze zur Irritation dieser Überwachungs-Mechanismen vorgestellt.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 25.05.2017