Vor 32 Jahren: Versenkung der Rainbow Warrior am 10. Juli 1985

Mitte der 1980er-Jahre kam es zu dem wohl größten Skandal um eine Aktion des französischen Geheimdienstes im 20. Jahrhundert. Seit dem ersten erfolgreichen Kernwaffentest im Jahr 1960 war Frankreich in den Kreis der Atommächte aufgestiegen. Bis 1996 führte Frankreich zahlreiche weitere Atomwaffentests durch, viele davon auf dem pazifischen Mururoa-Atoll in Französisch-Polynesien.

1985 war das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior auf dem Weg zum Mururoa-Atoll, um gegen dort geplante Tests zu demonstrieren. Ziel war es, die Öffentlichkeit zu alarmieren, indem man in die militärische Sperrzone um das Atoll eindrang. Ein solches Störmanöver wollte der französische Geheimdienst verhindern und startete die Operation Satanique.

Bombenanschlag auf Greenpeace-Schiff

Durch eine bei Greenpeace eingeschleuste Agentin wusste man bereits seit langem von der geplanten Protestaktion. Zudem hatten als Touristen verkleidete Agenten das Schiff bei einer öffentlichen Besichtigung inspiziert.

Als die Rainbow Warrior auf ihrem Weg zum Mururoa-Atoll einige Tage Station im neuseeländischen Auckland machte, befestigten Kampfschwimmer am Abend des 10. Juli 1985 zwei Haftminen am Rumpf des Schiffes. Die Haftminen explodierten im Abstand von zehn Minuten kurz vor Mitternacht. Der rasche Wassereinbruch sorgte dafür, dass sich die Rainbow Warrior sofort auf die Seite neigte. Fast alle Crew-Mitglieder konnten das Schiff rechtzeitig verlassen, bis auf den Fotografen Fernando Pereira. Drei Stunden später fanden Taucher seine Leiche.

Entarnung der französischen Agenten

Durch die Beobachtung von Nachtwächtern konnten bereits zwei Tage später einige Täter verhaftet werden. Es handelte sich um zwei der insgesamt sechs beteiligten Agenten des französischen Auslandsnachrichtendienstes Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE). Sofort wurde der Skandal von den Medien aufgegriffen. Die französische Regierung leugnete allerdings zuerst jegliche Verantwortung für das Attentat.

Als schließlich immer mehr Details der Aktion ans Licht kamen, mussten Verteidigungsminister Charles Hernu und Geheimdienstchef Admiral Pierre Lacoste zurücktreten. Die beiden gefassten Agenten wurde in Neuseeland zu zehn Jahren Haft verurteilt. Allerdings gelang es der französischen Regierung durch wirtschaftlichen Druck, dass beide Agenten bereits drei Jahre später nach Frankreich zurückkehren konnten.

Drei weitere beteiligte Agenten wurden zwar auf ihrer Flucht in Australien festgenommen. Das dort geltende Recht erlaubte es aber nicht, sie länger festzuhalten. Mit Hilfe des vor Ort kreuzenden französischen Atom-U-Bootes Rubis (S 601) wurde die Agenten dann in Sicherheit gebracht. Ein sechster Agent konnte unentdeckt fliehen und gab seine Beteiligung an dem Attentat erst 2005 preis. Viele der beteiligten Agenten erhielten im Anschluss militärischen Auszeichnungen und Beförderungen.

Geheimdienst-Operation mit politischem Nachspiel

Der Vorfall sorgte für erhebliche Verstimmungen zwischen Frankreich und Neuseeland. Immerhin handelte es sich um eine massive Geheimoperation in einem verbündeten und friedlichen Land. Internationaler Druck drängte die französische Regierung zu Entschädigungszahlungen an Greenpeace und die Regierung von Neuseeland in Millionenhöhe.

Der Plan der Franzosen, durch das Attentat Greenpeace von weiteren Aktionen abzuhalten, ging nicht auf. Schon im September 1985 war ein anderes Schiff der Organisation auf dem Weg ins Mururoa-Atoll. Zudem erhielt Greenpeace einen enormen Zulauf infolge der gesteigerten internationalen Aufmerksamkeit. Die Reste der Rainbow Warrior wurden in der Matauri Bay versenkt. Dort erinnert ein Denkmal an das Schiff und seine Geschichte.

Erst 2005 gab der geschasste Geheimdienstchef Admiral Pierre Lacoste zu, dass Staatspräsident Mitterand nicht nur von der geplanten Operation Satanique wusste, sondern diese auch gebilligt und auf Staatskosten finanziert hat. Im Zusammenhang mit diesen Enthüllungen bedauerte er den Tod des Greenpeace-Fotografen und bezeichnete die Aktion als schlecht geplant und ausgeführt. Außer den genannten Rücktritten gab es keine Folgen für die Verantwortlichen in der Regierung.


Bilder
Rainbow Warrior in Florida, USA: By Florida Keys–Public Libraries from Key West, Fla., USA (MM00036314) [CC BY 2.0]
Rainbow Warrior in Amsterdam: By Hans van Dijk (ANEFO) (GaHetNa (Nationaal Archief NL)) [CC BY-SA 3.0]
Denkmal für Rainbow Warrior in Matauri Bay: By Kiwi Flickr from Auckland, New Zealand (Rainbow Warrior Memorial) [CC BY 2.0]

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 10.07.2017