Spätestens seit der NSA-Affäre und den abgehörten Gesprächen auf dem Handy der Kanzlerin wurde einer breiten Bevölkerung bewusst, wie leicht sich Handys ausspionieren lassen.
Nicht nur Geheimdienste wie die NSA werten Handy-Daten aus: Kriminelle Hacker versuchen zum Beispiel an Passwörter zu gelangen und Unternehmen nutzen Apps, um Informationen über die Nutzer zu sammeln.
Immer mehr Politiker und Manager greifen daher zu Kryptophonen. Dabei handelt es sich um speziell ausgestatteten Smartphones, welche die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Allerdings sind solche Geräte mit Preisen ab 2.500 € recht teuer.
Zudem ist die Bedienung häufig deutlich erschwert. Viele praktische Alltagsanwendungen lassen sich nicht nutzen, damit keine Informationen abfließen können. Ein russischer Anbieter hat jetzt ein angeblich sicheres Smartphone vorgestellt, das deutlich günstiger ist.
Das Smartphone Taiga der Info Watch Group soll in der Lage sein, sämtliche Datenübermittlung durch Google-Funktionen, Apps und ähnliches zu verhindern. Zum Einsatz kommt eine eigens entwickelte Android-Software, damit sich Apps nutzen lassen, aber keine Informationen nach außen gelangen.
Das Gerät kostet mit einem Preis von ca. 200 € wesentlich weniger als ein iPhone. Allerdings ist es bisher nicht auf dem öffentlichen Markt zu haben. Laut dem Hersteller wurde das Taiga für Unternehmen konstruiert, die damit ihre Geschäftsgeheimnisse schützen können. Die ersten 50.000 Exemplare des in China hergestellten Smartphones sollen vor allem an russische Firmen gehen, die engen Kontakt zur Regierung haben oder an denen die Regierung beteiligt ist.
Generaldirektorin der Info Watch Group ist Natalya Kaspersky. Sie ist Mit-Begründerin des renommierten Softwarenunternehmens Kaspersky Lab, das kürzlich für Schlagzeilen sorgte: Kaspersky Lab wurde seitens der USA zu enge Verbindungen zur russischen Regierung und dessen Geheimdiensten vorgeworfen. Mit dieser Begründung haben US-Behörden sämtliche Kaspersky-Virenschutzsoftware von ihren Rechnern entfernt.
Beweise für diese Vorwürfe konnten bisher nicht vorgelegt werden. Auch wenn die Fähigkeiten und der Preis des Taiga Smartphones verlockend klingt: Nach allem, was bisher bekannt ist, wird einer breiten Öffentlichkeit diese Form der Datensicherheit leider in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung stehen.
Mit etwas Eigeninitiative lässt sich auch ohne großes Budget die Datensicherheit erhöhen. Das geht zum Glück, ohne auf die Nutzung eines Smartphones verzichten zu müssen. Wer etwa seine Position nicht ständig preisgeben will, sollte die GPS-Funktion deaktivieren.
Falls die Snap Map genutzt wird, verhindert die Ghost-Funktion, dass der eigene Standort für alle verbundenen Kontakte sichtbar ist. Ebenso sollte Bluetooth bei Nichtbenutzung deaktiviert sein. Die Deaktivierung dieser Funktionen wird sicherlich von vielen Nutzern bereits routinemäßig durchgeführt.
Was weniger bekannt ist: Auch die WLAN-Funktion sollte nur genutzt werden, wenn es sich um sichere Netzwerke handelt. Ist die WLAN-Funktion ständig an, registriert das Smartphone alle Netzwerke in der Umgebung des Smartphone-Besitzers. Dadurch lassen sich Laufwege nachvollziehen. Zudem bieten ungeschützte WLAN-Netzwerke, etwa in Cafés, Hackern häufig leichten Zugriff auf die Geräte.
Vorsicht ist auch beim Download von Apps geboten: Im Google Play Store lassen sich durch Filter Apps blocken, die zu viele Berechtigungen einfordern. Bei iPhones können die Nutzer bestimmte Funktionen abstellen, die zur Datenverwendung genutzt werden.
Generell lohnt es sich, regelmäßig zu überprüfen, welche Apps zum Beispiel das Mikrofon nutzen. Anwendungen, die nie das Mikrofon brauchen, sollte dann der Zugriff verweigert werden.
Vollständige Datensicherheit ist allerdings eine Illusion, die für den Normalbürger im Grunde nicht erreichbar ist. Auch bei Neuentwicklungen wie dem Taiga Smartphone ist damit zu rechnen, dass findige Techniker Mittel und Wege finden werden, die Schutzmechanismen zu umgehen.
Laut Experten gibt es nur eine wirklich sichere Methode, Mobiltechnik zu nutzen, ohne dabei Daten preiszugeben: Man verwendet Wegwerfhandys und entsorgt diese nach einmaliger Nutzung. Nicht gerade eine alltagstaugliche Lösung…
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 28.09.2017