Während der Langen Nacht der Museen 2017 haben wir im Deutschen Spionagemuseum Vorträge abgehalten, die auf das Veranstaltungs-Thema „Made in Berlin“ zugeschnitten waren. Ein Vortrag setzte sich mit der Darstellung Berlins in verschiedenen Spionagefilmen auseinander. Die Hauptstadt der Spione bietet eine wunderbare Kulisse für Agentenfilme aller Art. Der vielfachen Nachfrage, ob wir eine Liste dieser Filme mit ein paar Zusatzinformationen veröffentlichen könnten, kommen wir hiermit nach.
Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dazu ist die Anzahl an Filmen mit Spionagebezug und Handlungsort Berlin zu groß. Zudem wurden einige Agentenfilme, die in Berlin spielen, gar nicht in Berlin gedreht.
Berühmte Beispiele aus dieser Kategorie: Der Spion, der aus der Kälte kam nach dem berühmten Roman von John Le Carrè (1965), für den die Berliner Grenze in Dublin nachgebaut wurde. Spy Game mit Robert Redford und Brad Pit (2001). Tatsächlich diente hier Budapest als Berlin-Kulisse. Mission: Impossible 3 mit Tom Cruise (2006). Einige Szenen sollten eigentlich am Reichstag gedreht werden, aber die benötigte Genehmigung wurde nicht erteilt. Wir beschäftigen uns im Folgenden mit jenen Filmen, die tatsächlich Szenen aus Berlin zeigen.
Die Handlung: Der britische Agent Harry Palmer versucht die Flucht eines übertrittswilligen russischen Geheimdienstobersts aus Ost-Berlin zu organisieren. Unterstützt wird er von seinem Kollegen Johnny Vulkan. Dieser entpuppt sich aber als ein untergetauchter NS-Kriegsverbrecher, der vom israelischen Mossad in Gestalt der verführerischen Agentin Samantha gejagt wird. Die Hauptrolle spielt Michael Caine.
Im Film sind mehrere bekannte Orte des Berlins der 1960er-Jahre zu sehen, zum Beispiel die erst wenige Jahre alte Berliner Mauer in ihrem ersten Bauzustand aus Hohlblöcken mit aufgesetztem Stacheldraht. Auch im Flughafen Tempelhof und auf dem damals gerade neu eröffneten Europa-Center am Kudamm spielen Szenen.
1966 drehte Alfred Hitchcock diesen in Berlin spielenden Agentenfilm mit Paul Newman in der Hauptrolle. Es geht um einen amerikanischen Forscher, der mit dem Ziel nach Ost-Berlin reist, an eine wissenschaftliche Formel für ein Raketen-Abwehrsystem zu gelangen. Doch die Absichten werden von der Stasi entdeckt.
Die Originalszenen des Films wurden ausschließlich in den USA gedreht. Für einige spätere eingefügte Originalbilder engagierte Hitchcock ein Kamerateam, das Aufnahmen aus Europa nach Hollywood schickte. Hier wurde ein wenig getrickst: Eine Szene spielt zum Beispiel in Ost-Berlin, zeigt aber tatsächlich den Fehrbelliner Platz in West-Berlin. Es sind einige neuere Automobile (u.a. BMW, Ford und Mercedes-Benz) zu sehen, die um 1966 sicherlich nicht in Ost-Berlin anzutreffen waren.
Eine eindrucksvolle Berlin-Szene zeigt den damals noch vorwiegend aus Ruinen bestehenden Gendarmenmarkt sowie die ihn umgebenden, von Kriegstrümmern freigeräumten Brachflächen. Gefilmt wurde dieser Blick aus dem Springer-Hochhaus.
Entsprechend der politischen Entspannung in den 1970er-Jahren war Berlin als Ort für Agentenfilme in dieser Zeit nicht mehr sonderlich gefragt. Erst zu Beginn der 1980er-Jahre, als die Spannungen zwischen Ost und West deutlich zunahmen, erschienen wieder vermehrt Spionagefilme, die in Berlin spielten.
Eine westdeutsche Produktion. Marius Müller-Westernhagen spielt den Ostberliner Arnulf Kabe, der nach erfolgreichem Übertritt in den Westen seine im Osten gebliebene Freundin vermisst. Er lässt sich also als Spitzel von der Stasi anwerben, um dann die geheimen Grenzschleusen für Agenten zu nutzen und Zugang zum Osten zu haben.
Der Film zeigt diverse lange Kamerafahrten über die Mauer hinweg. Während Stasi-Agent Kabe einen Funkspruch in den Osten absetzt, schwenkt die Kamera zudem langsam über die damalige Grenze an der Oberbaumbrücke, welche die Ortsteile Kreuzberg und Friedrichshain miteinander verbindet.
Natürlich darf bei Agentenfilmen mit Drehort Berlin der James Bond-Film Octopussy nicht fehlen. Diesmal muss Bond, gespielt von Roger Moore, die Welt vor General Orlov retten. Dieser plant, den Kalten Krieg mit einer Atombombe zu beenden. Die Berliner Szenen für den Film entstanden tatsächlich in Berlin.
Jene Szenen allerdings, die in Ost-Deutschland spielen, entstanden in Großbritannien. Neben dem obligatorischen Blick über die Grenze gibt es Szenen von Bond, wie er im Mercedes den Ku‘Damm herunterfährt und schließlich am Checkpoint Charlie seinem Schicksal überlassen wird („Remember 007, you are on your own“). Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen wurde hier tatsächlich am Checkpoint Charlie gedreht.
Mit den Agentenfilmen, die nach dem Mauerfall enstanden sind, werden wir uns im 2. Teil des Artikels auseinandersetzen.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 25.10.2017