Spionagefilme „Made in Berlin“ – von damals bis heute (Teil 2)

Im zweiten Teil des Übersicht über Spionagefilme, die in Berlin entstanden sind, widmen wir uns den Produktionen nach der deutschen Wiedervereinigung. Die früheren Produktionen finden Sie im ersten Teil.

Die Bourne Verschwörung (2004)

Originaltitel: The Bourne Supremacy
Die Bourne-Reihe gehört zu den erfolgreichsten Agentenverfilmungen der letzten Jahre. Im zweiten Teil gelangt Jason Bourne auf der Suche nach seiner Erinnerung nach Berlin. Dabei wird er in diverse CIA-Intrigen verwickelt.

Der überwiegende Teil des Films entstand in Berlin. Selbst die in Moskau, München und Neapel spielenden Szenen wurden in Berlin gedreht. Spektakuläre Actionszenen spielen unter anderem am Bahnhof Friedrichstraße. Eine rasante Auto-Verfolgungsjagd wurde im Tiergartentunnel gedreht, der damals kurz vor seiner Eröffnung stand. Allerdings verlegt der Film den Tunnel nach Moskau. Die Fahrt endet in einem am Ausgang Potsdamer Platz, also gleich um die Ecke vom Deutschen Spionagemuseum.

Das Leben der Anderen (2006)

2006 sorgte der deutsche Film Das Leben der Anderen für internationales Aufsehen. Er erhielt unter anderem den Oskar für den besten fremdsprachigen Film. Die Handlung dreht sich um die Überwachung der Stasi innerhalb der Kulturszene der DDR und spielt im Jahr 1984.

Der Film setzt auf Authentizität, beispielsweise wurde tatsächlich Stasi-Technik benutzt und kaum nachgemachte Requisiten. Die Dreharbeiten fanden an zahlreichen Orten statt, auch in den originalen Räumen des Ministeriums für Staatssicherheit an der Normannenstraße. Die dortigen Büroräume konnten für die Dreharbeiten fast unverändert genutzt werden.

Da keine Drehgenehmigung für die Gedenkstätte Hohenschönhausen erteilt wurde, mussten die Filmemacher für die Gefängnisszenen auf das ehemalige DDR-Polizeipräsidium in der Keibelstraße in Mitte ausweichen.

The International (2009)

Wie so häufig greift auch dieser Agentenfilm die aktuellen Entwicklungen seiner Zeit auf. In diesem Fall die weltweite Finanzkrise von 2007. Ein Interpol-Agent ermittelt gegen eine der weltweit führenden Banken wegen Geldwäsche, Terrorismus, Waffenhandel und der Unterstützung eines Militärputsches.

Die Eröffnungsszene spielt direkt vor dem Hauptbahnhof in Berlin. Zu Zeiten der Dreharbeiten war das Gebäude noch keine zwei Jahre fertig (Eröffnung 2006). Wie wir schon an anderen Beispielen gesehen haben, finden neue Bauwerke recht rasch Aufnahme als Spielorte.

Bei der Auswahl der Orte ihrer Geheimtreffen beweisen die Agenten Geschmack: Sie wählen in diesem Film dafür unter anderem die Alte Nationalgalerie aus. So lassen sich Arbeit und kulturelles Vergnügen ideal miteinander verbinden.

Bridge of Spies (2015)

Eines der spannendsten Kapitel in der Geschichte Berlins im Kalten Krieg sind ohne Frage die Agentenaustausche auf der Glienicker Brücke. 2015 verfilmte Steven Spielberg die Geschichte des ersten Austausches im Jahr 1962 mit Tom Hanks in der Hauptrolle.

Gedreht wurde an elf Orten in Berlin. Die Gefängnisszenen, sowohl die des DDR-Gefängnisses, als auch die des Moskauer Gefängnisses, entstanden alle in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Ein der prominentesten Orte allerdings – Checkpoint Charlie – wurde mal wieder nicht in Berlin gedreht, sondern in Breslau nachgebaut.

So authentisch die Rahmenhandlung auch sein mag, in Bezug auf die Örtlichkeiten biegt sich Hollywood auch hier die Wahrheit etwas zurecht: Eine wichtige Szene spielt am Kino International – das es allerdings damals noch gar nicht gab. Die Eröffnung erfolgte erst im November 1963. Zudem befindet sich das Kino im Osten, während die Szene in West-Berlin spielt.

Natürlich darf die berühmte Szene auf der Glienicker Brücke nicht fehlen. Für das Finale des Films wurde die Brücke fünf Tage lang gesperrt und mit Kunstschnee überhäuft. Sogar Kanzlerin Angela Merkel schaute bei den Dreharbeiten vorbei.

Berlin Station (2016) + Atomic Blonde (2017)

Zum Abschluss noch zwei aktuelle Produktionen. Gegenwärtig läuft im Kino Atomic Blond mit Charlize Theron in der Hauptrolle. Sie ermittelt als Agentin im November 1989. Historische Fakten sollten Sie hier nicht erwarten, aber sehr unterhaltsame Action mitten in Berlin.

Erwähnenswert ist zudem die Serie Berlin Station, bei der es um die Jagd auf einen Whistleblower geht, der in Berlin operierende CIA-Agenten enttarnt. Die Serie spielt in der Gegenwart und zeigt in vielen Aspekten ein realistischeres Bild von Berlin, als man dies etwa aus den Hochglanzbildern von Homeland gewohnt ist. Trotzdem konnten es sich die Macher nicht verkneifen, die Treffpunkte von Agenten an prominenten Orten mit Spionagegeschichte stattfinden zu lassen, wie dem Berliner Teufelsberg.


Berlin ist immer noch Spionagehochburg. Die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt dürfte auch in Zukunft noch oft als Drehort für Agentenfilme gefragt sein.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 03.11.2017