„Das Leben der Anderen“, „Weißensee“ oder „Deutschland 83“ – Filme und Serien zur Staatssicherheit sind Publikumsmagneten. Doch schon seit den 1950er-Jahren gab es im Westen wie im Osten zahlreiche Produktionen, welche die Staatssicherheit zum Thema hatten.
Besonders interessant ist dabei, wie die Staatssicherheit medial in Szene gesetzt wurde, welchen Nutzen die jeweiligen Macher damit bezweckten und wie sich die verschiedenen Darstellungen über die Jahrzehnte auf das Geschichtsbild der DDR auswirkten. Diesem Thema widmet sich mit „Bilder der Allmacht“ zum ersten Mal ein Buch im Detail. Am 31. Januar 2019 wurde es im Deutschen Spionagemuseum vorgestellt.
Das Buch hat seinen Ursprung in einer internationalen Konferenz, die im November 2016 im Hannah-Arendt-Institut in Dresden stattfand. Dort setzten sich Historiker sowie Film- und Medienwissenschaftler mit der medialen Darstellung der Stasi auseinander.
Initiiert wurden Konferenz und Buch von Andreas Kötzing. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut hat sich seit vielen Jahren mit der Film- und Mediengeschichte im 20. Jahrhundert beschäftigt.
Kötzing selbst stellte das Buch auch im Deutschen Spionagemuseum in Berlin vor, begleitet von Christoph Classen, einem der Autoren der insgesamt 17 Texte umfassenden Publikation. Moderiert wurde Veranstaltung von Florian Schimikowski, Historiker am Deutschen Spionagemuseum.
Schnell stellte sich während dem Gespräch mit den Autoren heraus, dass die Darstellung der Staatssicherheit in den verschiedenen Jahrzenten einige Entwicklungen durchlaufen hat. Dabei übte die Abteilung Agitation des Ministeriums für Staatssicherheit einen erheblichen Einfluss auf die ostdeutschen Produktionen aus. Das erklärt, weshalb hier kaum eine Veränderung der gewollten und vermeintlich imagefördernden Perspektive – heldenhafte Kundschafter und verdorbene Westler – stattfand.
Den meisten dieser Produktionen war vielleicht auch wegen dem engen ideologischen Korsett kein großer Publikumserfolg beschieden. Lediglich der Kinofilm „For Eyes Only“ und die Serie „Das unsichtbare Visier“ sind hiervon auszunehmen. Letztlich stellte Kötzing hinsichtlich der Versuche der Staatssicherheit, durch Film- und Fernsehformate das eigene Image aufzuwerten, fest, dass dies seiner Ansicht nach nicht geglückt sei.
Bei den westlichen Produktionen lässt sich eine deutlichere Entwicklung erkennen. In den 1950er und 60er-Jahren finden sich in den meisten Agentenfilmen noch recht simple „Gut gegen Böse“-Muster. Hierbei wurde die Staatssicherheit teilweise überspitzt als das ultimativ Böse gezeigt.
In den Produktionen ab den späten 1960er-Jahren gibt es durchaus auch selbstkritische Töne, welche die Arbeitsweisen von Geheimdiensten, auch der eigenen, generell hinterfragen. Grundsätzlich verschwindet in den westlichen Produktionen recht schnell der belehrende ideologische Unterton zugunsten eines gesteigerten Unterhaltungswertes. Hier dürfte auch der Grund für den wesentlich größeren Publikumserfolg liegen.
Das nach der Wiedervereinigung 1989/90 ein Bruch in der Darstellung der Staatssicherheit erfolgen musste, liegt auf der Hand. Während in den 1990er-Jahren die zumeist gut recherchierten und ernsten Produktionen keinen großen Anklang beim Publikum fanden, leitete „Das Leben der Anderen“ schließlich die Wende ein.
Seitdem folgten zahlreiche erfolgreiche Produktionen. Diese beschäftigen sich in unterschiedlichster Weise, sei es Drama, Action oder sogar Komödie, mit der Staatssicherheit.
Auch wenn es sich bei „Das Leben der Anderen“ um eine hochwertige Produktion handele, scheint es nach dem großen internationalen Erfolg so zu sein, dass eine filmische Darstellung der DDR ohne Staatssicherheit kaum mehr denkbar ist, so Kötzing.
Das führe zu einer gewissen Eindimensionalität, die sich auf das Geschichtsbewusstsein vor allem der jüngeren Generationen – bei denen „Das Leben der Anderen“ bereits zum Unterrichtsstoff avanciert ist – auswirke. Schuld hätte aber nicht der Film an sich, so Kötzing, denn die Verantwortung für eine reflektierte Einbindung in den Schulunterricht liege bei den Lehrkräften.
Die gesamte Bandbreite der Publikation „Bilder der Allmacht“ konnte in der Veranstaltung nicht dargestellt werden. Kötzing stellte zudem abschließend fest, dass eine umfassende Darstellung mit nur einer Publikation nicht zu erreichen sei und zudem davon auszugehen ist, dass das Sujet der Staatssicherheit auch in Zukunft noch in zahlreichen medialen Produktionen vorkommen wird.
Einer weiteren Auseinandersetzung mit diesem spannenden Thema im Rahmen einer Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum scheint also nichts entgegen zu stehen.
In der nächsten Veranstaltung am 14. Februar 2019 stellt sich das Institut für forensische Textanalyse vor und bietet spannende Einblick in die Arbeit von Sprachprofilern.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 01.02.2019