Als 1962 der erste 007-Film James Bond jagt Dr. No über die Kinoleinwände flimmerte, war kaum absehbar, dass damit eine mehrere Jahrzehnte andauernde Erfolgsstory folgen sollte – sowohl für das Format der 007-Reihe als auch für den unbekannten Hauptdarsteller.
Für den Schotten Sean Connery begann der Aufstieg zu einem Weltstar der Filmbranche. Auch wenn zahlreiche weitere Rollen folgten, für viele bleibt er stets vor allem der perfekte Geheimagent seiner Majestät. Heute wird Sean Connery 90 Jahre alt.
Geboren wurde Sean Connery am 25. August 1930 in Edinburgh in einfachen Verhältnissen. Nach einer Weltkarriere im Filmgeschäft sah es zuerst nicht aus: Er hat keine klassische Schauspiel-Ausbildung, sondern lebte lange vor allem von Gelegenheitsjobs, unter anderem als Baggerfahrer oder Möbelpolierer. Zusätzlich agierte er als Modell, da er durch intensives Bodybuilding eine beeindruckende Statur aufweisen konnte.
1950 erreichte er sogar den dritten Platz beim berühmten Mr. Universum-Wettbewerb. Derartige Erfolge ebneten ihm schließlich auch in den Weg ins Filmgeschäft. Ab Mitte der 1950er-Jahre übernahm er immer mehr Rollen an Theatern sowie in Filmen. Doch es sollte erst die Rolle als James Bond sein, die ihm tatsächlich zum Durchbruch verhalf.
So selbstverständlich wie Connery heute als eine Art Urtyp des Geheimagenten Bond angesehen wird, fiel die Entscheidung der Produzenten für den ziemlich unbekannten 32-jährigen Schauspieler damals nicht aus. Vor allem Bond-Schöpfer Ian Flemming, der selbst auf reale Erfahrung als Spion zurückblicken konnte, glaubte gar an eine Fehlbesetzung (er änderte später seine Meinung).
Letztlich war es die sportliche Gestalt des selbstsicheren Schotten, die den Ausschlag gab. Bereits der erste Film der 007-Reihe James Bond jagt Dr. No war ein großer Erfolg und machte Connery zum internationalen Filmstar. Der Erfolg setzte sich in den Folgefilmen Liebesgrüße aus Moskau (1963), Goldfinger (1964), Feuerball (1965) und Man lebt nur zweimal (1967) fort.
Trotz der Erfolge fürchtete Connery bald, dass die Rolle des James Bond ihn auf Dauer zu sehr festlegen würde und daher erklärte er 1967, die Rolle nicht mehr übernehmen zu wollen. Für Rekord-Gagen schlüpfte er später dennoch in Diamantenfieber (1971) und Sag niemals nie (1983) nochmal die Rolle des Geheimagenten.
Allerdings geschah dies weniger aus schauspielerischem Ehrgeiz, sondern um die ausgehandelten Rekordgagen an die von ihm gegründete Stiftung Scottish International Educational Trust zu spenden. Danach legte er das Toupet, dass er als Bond trug, um seinen schon früh schütteren Haaransatz verbergen, endgültig ab. In seine Fußstapfen als 007 trat 1973 sein Freund Roger Moore.
Es wäre unangemessen, Connery auf seine Rolle als James Bond zu reduzieren. Aber es war vor allem die Rolle des Top-Agenten, welche ihn als Darsteller etablierte. Sie ermöglichte ihm viele seiner späteren Rollen. Zahlreiche Klassiker der Filmgeschichte wertete er durch seine schauspielerischen Fähigkeiten auf. Dazu gehören unter anderem Mord im Orient-Expreß (1974), Die Brücke von Arnheim (1977), Highlander (1986), Der Name der Rose (1986), Die Unbestechlichen (1987), Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989), Jagd auf Roter Oktober (1990), The Rock (1996) oder Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003).
Er erreichte es, sich nicht auf die Rolle des Draufgänger-Agenten reduzieren zu lassen, sondern in Würde zu altern und diesen Prozess als Teil seiner Darstellung zu nutzen. Wie gut ihm das Altern gelang, zeigte auch die Tatsache, dass er 1989 vom People Magazine zum Sexiest Man Alive gewählt wurde – mit 59 Jahren! 1999 erhielt er gar die Auszeichnung Sexiest Man of the Century.
Auch wenn er nie einen Oskar erhielt, mangelt es nicht an Auszeichnungen. 2000 wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen und vor allem in seiner Heimat Schottland vielfach geehrt.
In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um Connery geworden. Zuvor hatte er sich stets in der Öffentlichkeit gezeigt, sich seit Jahrzehnten für die Eigenständigkeit Schottlands und vehement für Naturschutzbelange eingesetzt. Sein langes Leben verdankt Connery wohl vor allem seiner ausgiebigen sportlichen Ertüchtigung, sowie seiner ausgesuchten Ernährung, die er seit einigen Jahren komplett vegan gestaltet.
Für viele Menschen wird er wohl immer der James Bond-Darsteller schlechthin bleiben. Unbestreitbar ist, dass er die Rolle so nachhaltig geprägt hat wie kaum ein anderer. Erst kürzlich wurde Connery bei der Umfrage einer britischen Fernsehzeitschrift, an der 14.000 Personen teilnahmen, (mal wieder) zum besten James Bond aller Zeiten gewählt.
Auch wenn der derzeitige Amtsinhaber Daniel Craig ebenfalls Kritiker und Fans überzeugt hat, wird sich erst in einigen Jahrzehnten zeigen, ob es ihm gelungen ist, ein ähnliches Vermächtnis wie Connery zu hinterlassen.
Der 25. Film der 007-Reihe allerdings lässt immer noch auf sich warten. Mehrmals bereits wurde der Kinostart verschoben, zuletzt auf den 12. November 2020. Es ist der letzte Film mit Daniel Craig. Ganz spannend wird dann die Frage, wer als Nachfolger kommt. Wird es einen grundsätzlichen Wechsel geben und eine weibliche Bond übernehmen? Sean Connery hat in einem seiner Filme (Verlockende Falle, 1999) selbst eine Agentin (Cathrine Zeta-Jones) ausgebildet. Er weiß also um das Potenzial der weiblichen Kolleginnen…
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 25.08.2020