Die Befürchtungen der US-Geheimdienste um eine massive Einflussnahme ausländischer Dienste auf die US-Wahl 2020 haben sich nicht erfüllt. Der Direktor der US-Cybersicherheitsbehörde CISA bezeichnete die Wahl nun öffentlich als »die sicherste in der Geschichte der USA«. Anschließend wurde er nicht für die wertvolle Arbeit seiner Behörde gelobt, sondern von Donald Trump, der nach wie vor auf seinem Vorwurf der Wahlmanipulation besteht, entlassen.
Die Aktion lenkt das Augenmerk auf eine Institution, die wenig bekannt ist – was allerdings in keinem Bezug zu ihrer Relevanz steht. Die junge Behörde hat sich nämlich auf eines der zukunftsträchtigsten Felder der Geheimdienstwelt spezialisiert. Wir geben einen knappen Überblick über die Strukturen und Aufgaben der CISA.
Die Geheimdienste-Landschaft der USA ist recht kleinteilig und zergliedert. Insgesamt 17 Nachrichtentendienste sind im Zusammenschluss der „United States Intelligence Community“ vertreten.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und der damit einhergehenden öffentlichen Kritik am Versagen der US-Geheimdienste kam es zu einigen Neugründungen und Umstrukturierungen. In diesem Zuge wurde 2002 das „United States Department of Homeland Security“ (DHS) gegründet. Die Aufgabe des DHS ist vor allem die Terrorabwehr gegen die USA.
Da sich in den folgenden Jahren immer mehr zeigte, dass der Terrorismus zunehmend auch durch Cyberattacken ausgeführt wird, entstand 2018 die „Cybersecurity and Infrastructure Security Agency“ (CISA). Das Ziel war es, Cyberattacken gegen die USA zu entdecken und zu bekämpfen.
Ausschlaggebend für die Gründung waren unter anderem die Aufdeckungen der starken Einflussnahme russischer Hacker auf die US-Wahl 2016. Auch wenn es bei der CISA um eine eigenständige Behörde handelt, steht sie dennoch unter Aufsicht des DHS.
Die CISA verfügt über mehrere Unterabteilungen, zu den wichtigsten gehören: Auf das Erkennen und Bekämpfen von Cyberattacken ist die Cybersecurity Division spezialisiert. Dabei unterstützt und berät sie sowohl die US-Regierung als auch private US-Unternehmen. Die Infrastructure Security Division hat die Aufgabe, langfristig den Aufbau stabilen IT-Infrastrukturen zu fördern, die Cyberabgriffen standhalten sollen.
Die Emergency Communications Division stellt sicher, dass die verschiedenen US-Behörden und Instanzen im Falle einer Notsituation, welche die öffentliche Sicherheit bedroht, zuverlässig kommunizieren können.
Hauptsitz der CISA ist Arlington, Virginia, in Nachbarschaft des US-Verteidigungsministeriums Pentagon. Nach offiziellen Zahlen arbeiten etwa 3374 Personen für die Behörde. Der Jahresetat liegt bei 3,16 Mrd. US-Dollar.
Der nun von Trump gefeuerte Christopher Krebs war der Gründungsdirektor der CISA und genießt in der US-Geheidienstwelt hohes Ansehen. Er gilt als guter Kenner der Materie, auch weil er früher bereits als Direktor für Cybersecurity-Strategie für Microsoft gearbeitet hat.
Dementsprechend ist die Resonanz eindeutig: Die CISA habe laut Adam Schiff, dem demokratischen Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, einen wichtigen Anteil daran gehabt, die Wahlen zu sichern. Sie kritisiert die Entlassung an „Beamten, die ihre Pflicht getan haben“.
Selbst aus den Reihen der Republikaner gab es Kritik und die Bestätigung, Krebs habe stets gute Arbeit für das Land geleistet. Da auch Bryan Ware als Vize-Direktor der CISA seinen Abschied eingereicht hat, steht die junge Behörde nun erstmals führungslos da.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 18.11.2020