Eine erfolgreiche Geheimoperation befreite 1980 sechs amerikanische Diplomaten aus Teheran. Die Geschichte diente später als Grundlage für einen erfolgreichen Hollywood-Film.
Den sechs Diplomaten war es gelungen, in die Teheraner Innenstadt zu fliehen, als im Laufe der Iranischen Revolution 400 radikalisierte Studenten am 4. November 1979 die dortige amerikanische Botschaft besetzten. Alle anwesenden Amerikaner wurden als Geiseln genommen.
Grund für die Besetzung war die Tatsache, dass sich der ehemalige Schah Mohammad Reza Pahlavi in einem Krankenhaus in New York befand. Die Geiseln sollten als Druckmittel für dessen Auslieferung dienen.
Die Gruppe der entkommenen Diplomaten versuchte zuerst vergeblich, bei der ebenfalls von Protesten betroffenen britischen Botschaft unterzukommen. Dies misslang und sie waren in den folgenden Tagen gezwungen, regelmäßig ihre Aufenthaltsorte zu wechseln.
Schließlich verbargen sich die Diplomaten nach Vermittlung des befreundeten kanadischen Beamten John Sheardown auf dem Anwesen des kanadischen Botschafters Kenneth Taylor. Sie konnten sich nicht frei bewegen, ohne eine Festnahme durch die Revolutionäre zu befürchten.
Auf Initiative des kanadischen Premierministers Joe Clark wurde in Kooperation mit der CIA ein Plan entwickelt, um die festsitzenden Diplomaten unerkannt außer Landes zu bringen. Zum Leiter der Operation ernannte man den CIA-Mitarbeiter Tony Mendez.
Mendez besaß umfangreiche Erfahrung im Undercover-Einsatz sowie beim Erstellen von Tarnidentitäten. Er kam auf eine außergewöhnliche Idee für eine neue Identität der Diplomaten-Gruppe. Diese sollte sowohl den Aufenthalt der Personen im Iran plausibel machen und zudem die Möglichkeit zur Ausreise eröffnen. Die Operation erhielt den Namen Canadian Caper (dt. kanadischer Streich).
Der Plan besagte, dass sich die Gruppe als Filmteam ausgab, die auf der Suche nach besonderen Drehorten für einen angeblichen Science-Fiction-Film namens Argo den Iran bereiste. Das extra zu diesem Zweck erstellte Drehbuch basierte auf dem Science-Fiction-Roman Lord of Light von Roger Zelazny. Um die Suche nach Drehorten im Iran zu rechtfertigen, spielte die Handlung auf einem Planeten mit nahöstlichem Flair.
Da es sich nicht um eine reale Filmproduktion handelte, aber davon auszugehen war, dass iranische Behörden Nachforschungen anstellen würden, war es wichtig, die Tarnung zu perfektionieren. Zu diesem Zweck startete man diverse Werbemaßnahmen für den Film und eröffnete sogar ein Büro für eine Schein-Produktionsfirma mit dem Namen „Studio Six“ in Los Angeles. Dort waren Mitarbeiter anwesend, um Anfragen bei eingehenden Telefonanrufen zu beantworten.
Mendez reiste nach Teheran, versorgte die Gruppe mit Kleidung und Ausrüstung, um die Tarnung real erscheinen zu lassen und wies die Personen in ihre neuen Rollen ein. Mit von Kanada bereit gestellten Reisepässen und von der CIA gefälschten iranischen Visa gelang am 27. Januar 1980 die Flucht. Ihre Ankunft am Züricher Flughafen wurde einen Tag später bekannt und in den internationalen Medien gefeiert.
Sheardown, Taylor und weitere Botschaftsmitarbeiter erhielten die höchste Auszeichnung Kanadas für Zivilisten, den Order of Canada. Da es eine Geheimoperation war, erfuhr niemand von der Beteiligung der CIA. Erst 1997 gelangten anlässlich des 50. Gründungsjubiläums der CIA alle Details zu der Geheimoperation ans Licht der Öffentlichkeit.
Mendez erhielt für die erfolgreiche Operation zahlreiche Ehrungen. Dazu gehörten unter anderem die hohe CIA-Auszeichnung „Intelligence Star of Valor“ sowie die „Intelligence Medal of Merit“. Der ehemalige US-Präsident Präsident Jimmy Carter stufte Mendez später als einen der 50 wichtigsten Agenten in der Geschichte der CIA ein.
Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990 war Mendez an weiteren Geheimoperationen beteiligt. Danach arbeitete er bis zu seinem Tod 2019 als Künstler und Schriftsteller.
Internationale Bekanntheit erlangte die Geheimoperation vor allem durch den US-Thriller „Argo“ aus dem Jahr 2012. Die Handlung erzählt recht frei die Geschichte um die Geiselbefreiung nach.
Der Film, bei dem Ben Affleck sowohl Regie führte als auch die Hauptrolle übernahm, erhielt 2013 die Oskars für den besten Film, das beste adaptierte Drehbuch sowie den besten Schnitt. Gute Spionagefilme müssen also nicht immer fiktional sein…
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 27.01.2021