In der Spionagewelt kommen neben Menschen und Technik seit Jahrhunderten auch Tiere zum Einsatz. Viele dieser tierischen Agenten bleiben namenlos, auch weil eine enge Bindung zu Menschen fehlt – etwa bei Spionagebienen. Doch es gibt einige Tiere, die als Verdienst für ihren Spionageeinsatz sogar Auszeichnungen erhielten und mit Denkmälern geehrt wurden.
Sehr lange schon werden Hunde wegen ihres ausgeprägten Geruchssinns zum Aufspüren von Tieren, Menschen oder Gegenständen eingesetzt. Einige Hunde durchliefen sogar militärische Karrieren. Der Bullterrier-Mischling Stubby wurde im Ersten Weltkrieg als einziger seiner Art zum Sergeant befördert.
Als Stubbys Besitzer einberufen wurde, schmuggelte er den Hund aus den USA nach Frankreich. In den Schützengräben bewährte sich Stubby vielfach. Er warnte seine Einheit vor Gas- und Granatenangriffen, die er aufgrund seiner feinen Sinnesorgane frühzeitig wahrnahm. Zudem spürte er verletzte Soldaten auf dem Schlachtfeld auf und stellte sogar einen deutschen Spion der versuchte, die gegnerischen Reihen zu infiltrieren.
Die Soldaten verbrachten viel Zeit mit dem Hund, sodass dieser sich einiges aus dem militärischen Alltag abschaute. Beispielweise konnte er – auf seine eigene Art – salutieren. Stubby überlebte den Kriegseinsatz und erhielt mehrere Auszeichnungen. Nach seiner Rückkehr traf er den amerikanischen Präsidenten und nahm an Paraden teil.
Stubby wurde nach seinem Tod präpariert und ist nun Teil der Ausstellung im National Museum of American History [LINK: https://americanhistory.si.edu/]. Bis heute erfreut sich die Geschichte um Sergeant Stubby großer Beliebtheit. 2018 erschien sogar ein animierter Film über diesen tierischen Helden.
Brieftauben wurden bereits in der Antike zur Kommunikation über weite Strecken genutzt. In dieser Funktion kamen sie auch noch in beiden Weltkriegen zum Einsatz. Dabei erweiterte sich das Einsatzspektrum zum Teil durch den Einsatz moderner Kameratechnik.
Auch einige Brieftauben wurden für ihre Verdienste mit militärischen Auszeichnungen geehrt. Eine der berühmtesten ist der Täuberich G.I. Joe. Der Name steht in keinem Bezug zur berühmten Actionfigur, die erst in den 1960er-Jahren erfunden wurde. G. I. ist die standardmäßige Abkürzung für einen einfachen US-Soldaten. Der Täuberich gehörte zum United States Army Pigeon Service.
G.I. Joe rettete 1943 zahlreiche Menschenleben, indem er einen geplanten US-Luftangriff auf die italienische Stadt Calvi Vecchia verhinderte. Amerikanische Bodentruppen hatten die Stadt bereits eingenommen. Allerdings war es nicht gelungen, dem US-Oberkommando den Erfolg per Funk zu melden, sodass diese immer noch plante, den Angriff auszuführen. G.I. Joe überbrückte die 30 km lange Strecke in nur 20 Minuten und überbrachte die Nachricht unmittelbar bevor der Luftangriff startete.
Für diese Leistung erhielt der Täuberich die britische „Dickin Medal“. Dies ist die höchste Auszeichnung, die Großbritannien für Tiere im Kriegseinsatz vergibt. Gewöhnlich erhalten sie nur britische Tiere, bei außergewöhnlichen Verdiensten erfolgt die Verleihung auch international.
G.I. Joe wurde stolze 18 Jahre alt, seine letzten Lebensjahre verbrachte er im zoologischen Garten der Stadt Detroit. Nach seinem Tod präparierte man G.I. Joe und stellte ihn im U.S. Army Communications Electronics Museum in Fort Monmouth aus.
Schweine haben sehr feine Geruchsnerven. Diese ermöglichen es ihnen, eine Vielzahl an unterschiedlichen Duftstoffen wahrzunehmen. Verschiedene Schweinearten haben sich besonders bei der Suche nach Sprengstoffen oder Drogen bewährt. Sie kommen bei Ermittlungen gegen Drogendealer, der Räumung von Minenfeldern oder dem Aufspüren von terroristischen Bedrohungen zum Einsatz.
Der Einsatz von Schweinen als Spürtiere ist allerdings recht neu. Das weltweit erste Schwein, das offiziell bei der Polizei in dieser Funktion zum Einsatz kam, war das Wildschwein Luise. Sie wurde von einem Diensthundeführer der Polizei Niedersachsen als Findling zusammen mit den anderen Spürhunden ausgebildet.
Im Gegensatz zu Hunden konnte Luise sogar Erddepots mit Drogen oder Sprengstoff ausfindig machen. Das gelang selbst dann, wenn diese bis zu zwei Spatenstiche unter der Oberfläche lagen und mit störenden Geruchsquellen wie Mist überdeckt waren. Funde zeigte sie durch lautes Quieken und Wedeln des Pürzels an.
Da Luises Einsatz ein Novum war, kam es zu hitzigen öffentlichen Debatten, ob ein Schwein tatsächlich im deutschen Polizeidienst tätig sein darf. Durch die zahlreichen Presseberichte entwickelte sich eine enorme Popularität seitens der Bevölkerung für Luise.
Schließlich entschied der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, dass Luise offiziell als polizeiliches Einsatzmittel anerkannt wurde. Sie erhielt die offizielle Bezeichnung „Spürwildschwein“.
Nach dem Ende ihrer Dienstzeit lebte Luise im Familienpark Sottrum bei Hildesheim. Sie verstarb 1998. An ihre Pionierleistung erinnern Einträge im Guinness-World-Records-Buch und ein Gedenkstein im Familienpark.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 08.04.2021