Kaum ein Geheimdienst galt als so allmächtig und wirkungsvoll wie das sowjetische KGB. In den 37 Jahren seines Bestehens beeinflusste das KGB die Entwicklung des Kalten Krieges maßgeblich. Das Ende des Ost-West-Konflikts läutete auch das Ende des sowjetischen Geheimdienstes ein.
Die Gründung des KGB am 13. März 1954 war das Ende einer langen Reihe von Umstrukturierungen innerhalb der sowjetischen Geheimdienstlandschaft im Laufe der 1940er-Jahre. Als unmittelbarer Vorgänger gilt das dem Innenministerium unterstellte Ministerium für Staatssicherheit (MGB). Das KGB selbst war nicht mehr dem Innenministerium, sondern direkt dem Ministerrat der UdSSR unterstellt. Es agierte daher im Prinzip als eigenständige Behörde.
Die Abkürzung KGB steht für Komitet gossudarstwennoi besopasnosti (dt. Komitee für Staatssicherheit). Als Hauptsitz fungierte die Lubjanka in Moskau. Das herrschaftliche Gebäude aus dem 19. Jahrhundert diente bereits seit 1917 dem ersten sowjetischen Geheimdienst Tscheka als Zentrale. Auch heute noch sitzt dort der russische Inlandsgeheimdienst.
Gefürchtet sind vor allem die Gefängnisse im Keller der Lubjanka, in denen bereits Tausende von politischen Gefangenen unbarmherzige Verhöre über sich ergehen lassen mussten. Außerdem befindet sich in dem Gebäude das Archiv des Geheimdienstes.
Das KGB nahm sowohl die Aufgaben eines Inlands- als auch die eines Auslandsnachrichtendienstes wahr. Zudem operierte es im Sinne einer Geheimpolizei. Unterteilt war der Geheimdienst in mehrere Hauptverwaltungen, die jeweils eigene Aufgabenbereiche abdeckten.
Hervorzuheben sind insbesondere die Erste Hauptverwaltung, welche alle Operationen und Agenten im Ausland steuerte, und die Zweite Hauptverwaltung, die für die Spionageabwehr innerhalb der Sowjetunion zuständig war.
Wichtige Elemente bildeten zudem die Fünfte Hauptverwaltung, welche sich als politische Polizei vor allem der Unterdrückung von Regimegegnern widmete und die Siebte Hauptverwaltung, die Observationsarbeit durchführte und die dafür benötigte Technik konstruierte.
Neben dem KGB existierte einzig der GRU als militärischer Nachrichtendienst der Sowjetunion. Dieser unterstand dem sowjetischen Generalstab, wurde aber – ebenso wie die sowjetischen Streitkräfte generell – von der Dritten Hauptverwaltung des KGB überwacht.
Als bedeutendster und auch dienstlängster Leiter des KGB gilt Yuri Andropov. Er leitete den Geheimdienst von 1967 bis 1984. Seine Bereitschaft zu härtesten Maßnahmen, sowie seine ideologische Voreingenommenheit prägten die Arbeit des KGB im Kalten Krieg maßgeblich. Dazu gehörte vor allem die gnadenlose Verfolgung von Regimegegnern. Die bereits erwähnte Fünfte Hauptverwaltung entstand kurz nach Andropovs Amtsantritt.
1981 startete Andropov die umfangreichste KGB-Operation des Kalten Krieges: Operation RJaN. Der Ausdruck ist ein russisches Akronym und bedeutet zu Deutsch Atomraketenangriff. Der Operation lag die Überzeugung Andropovs zugrunde, dass der Westen plane, durch einen Angriff mit Nuklearraketen den Ost-West-Konflikt zu seinen Gunsten entscheiden zu wollen. Ziel der Operation war es, den Zeitpunkt dieses Angriffs herauszufinden.
Der Aufwand für RJaN war gewaltig. Unter anderem wurden dabei Parkplätze von Regierungsgebäuden überwacht, sowie die Menge der in den Büros angeschalteten Lichter analysiert. Durch diese Maßnahmen hoffte man festzustellen, ob eine Zunahme der dortigen Aktivitäten eventuell auf einen bevorstehenden Angriff hindeuten könnte.
Alle anderen KGB-Aktionen wurden bis zum Auslaufen der Operation im Jahr 1984 mit niedrigerer Priorität behandelt. Das Ganze erwies sich als gigantische Zeit- und Ressourcenverschwendung. Die Bedrohung existierte lediglich in Andropovs Kopf. Entsprechende Pläne seitens des Westens gab es trotz der martialischen anti-sowjetischen Reden des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan nicht.
Das Ende des KGB kam überraschend. Den Todesstoß erhielt der Geheimdienst durch die Tatsache, dass der damalige KGB-Leiter Wladimir Krjutschkow im August 1991 maßgeblich am Putschversuch gegen den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow beteiligt war. Dabei wurde auch die Zerrissenheit des KGB deutlich, als sich die KGB-Spezialeinheit A(lpha) dem Befehl verweigerte, Regierungsgebäude zu stürmen.
Nach dem Scheitern des Putsches wurde das KGB am 3. Dezember 1991 aufgelöst. Der sowjetische Geheimdienst ging in den neu gegründeten russischen Geheimdiensten SWR (Auslandsgeheimdienst) und FSB (Inlandsgeheimdienst) auf. Trotz neuer Namen blieben zahlreiche KGB-Strukturen bis heute bestehen.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 13.03.2022