Die technische Spionage gegen moderne smarte Technik eröffnet immer neue Möglichkeiten, um Personen auszuspähen. In einem speziellen Jahresrückblick wollen wir daher an ein paar Beispielen deutlich machen, wie stark der meistgenutzte technische Alltagsbegleiter 2022 von Spionageaktivitäten betroffen war: Das Smartphone.
Im Januar gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bekannt, dass er fürchte, deutsche Sportler könnten bei den Winterspielen in Peking Opfer von Spionageaktivitäten werden. Anlass der Sorge war die Anordnung der Veranstalter, dass alle Sportler über die App My2022 ihre medizinischen Daten speichern sollen.
Um zu verhindern, dass chinesische Geheimdienste auf diesem Weg sensible Daten von privaten Smartphones auslesen können, erhielten die deutsche Athleten Smartphones, die nur für die App genutzt werden sollen. Nach den Spielen sollten die Smartphones zerstört werden.
Nach den letztjährigen Enthüllungen um die Spionagesoftware Pegasus arbeitete die EU-Kommission im April an einem Verbot der Software. Geplant sei ein juristischer Weg, um auf europäischer Ebene effektiv auf einen Missbrauch derartiger Technik reagieren zu können. Das Ergebnis eines EU-Untersuchungsausschuss zu dem Thema wird für 2023 erwartet.
Die Pegasus-Überwachungssoftware ist in der Lage, Daten von Smartphones auszulesen und unbemerkt auf Kamera und Mikrofon zuzugreifen. Sie wird unter anderem von autoritären Regimen eingesetzt, um kritische Journalisten und oppositionelle Politiker zu überwachen.
Im April war es mal wieder so weit: Google räumte seinen Play Store auf und löschte zahlreiche Apps, die zu viel Datenhunger aufwiesen. Wie Recherchen von Sicherheitsforschern zeigten, sammelten die Apps insgeheim Informationen über Standorte, Kontaktdaten, die zur Identifikation des Smartphones relevante MEI-Nummer oder Details des verbundenen Routers.
Auf den ersten Blick bieten die Apps unverfängliche Dienste wie Wecker, Wetterberichte oder auch Spiele an. Der versteckte Code des Unternehmens Measurement Systems aus Panama allerdings machte die Apps zu illegalen Spionagewerkzeugen. Bereits in den vergangenen Jahren musste Google regelmäßig auf ähnliche Warnungen von Sicherheitsforschern reagieren und enttarnte Spionageapps aus dem Play Store löschen.
Die US-Regierung verbot im November den Verkauf und Import von Smartphones des chinesischen Herstellers Huawei. Von dem Verbot sind zudem die Geräte des chinesischen Herstellers ZTE betroffen. Laut US-Regierung bestehe Spionagegefahr durch die Konzerne und damit eine Bedrohung für die nationale Sicherheit.
Bereits seit 2019 wurde der Einsatz von Huawei-Geräten in US-Regierungsbehörden verboten. Auch dürfen US-Unternehmen seitdem keine Geschäfte mehr mit Huawei machen. Die engen Beziehungen des Unternehmens zur chinesischen Regierung werden schon länger als kritisch betrachtet.
Sportfans lebten 2022 gefährlich: Anlässlich der Fußball-WM in Katar warnte die französische Datenschutzbehörde CNIL vor einer Spionagegefahr durch die offizielle WM-App. Die Installation der App war eine Bedingung bei der Einreise der Fans nach Katar.
Da die App umfangreichen Zugriff auf Dateien des Smartphones erhielt und mit Spionage-Software ausgerüstet sein könnte, sollten Fußballfans diese nur auf einem Zweitgerät installieren. Auf diese Weise bliebe das persönliche Smartphone mit persönlichen Daten und Kontakten von der App unbeeinflusst.
Ebenfalls im November verkündete der US-Inlandsgeheimdienst FBI offiziell, dass die Social-Media-Plattform TikTok eine unmittelbare Gefahr für die nationale Sicherheit darstelle. Die chinesische Regierung sei in der Lage, die App des chinesischen Konzerns ByteDance zu kontrollieren. Sie setze diese in erster Linie ein, um Informationen zu sammeln. Zudem sei es möglich, dass sie Inhalte manipuliere und so die App zur versteckten Einflussnahme nutze.
Nachdem Recherchen der US-Zeitschrift Forbes zudem aufdeckten, dass Tik-Tok-Mitarbeiter die App zum Ausspähen von Standorten von US-Journalisten nutzen, hat die US-Regierung Ende Dezember reagiert. Als Ergebnis dürfen US-Abgeordnete die App auf amtlichen Geräten nicht mehr verwenden.
Der kurze Überblick macht deutlich: Smartphones bieten zahlreiche Möglichkeiten der verdeckten Spionage. Ein guter Vorsatz für das neue Jahr 2023 wäre also, seine persönlichen Daten besser zu schützen. Einige Möglichkeiten, wie man die Sicherheit des Smartphones selber erhöhen kann, finden sich in unserem Ratgeber zu Anti-Spionage-Apps für mehr Datenschutz und Privatsphäre.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 03.01.2023