Auslöser für CIA-Operation Azorian: Am 8. März 1968 sank das sowjetische U-Boot K-129

Der Untergang eines sowjetischen U-Boots mitten im Kalten Krieg löste eine einzigartige CIA-Operation aus. Mit dem Ziel, das militärische Potenzial der sowjetischen Marine besser einschätzen zu können, wurden weder Kosten noch Mühe gescheut, um das Wrack aus fast 5000 Meter Tiefe zu heben. Doch es verläuft nicht alles nach Plan…

U-Boot-Ortung mit Sound Surveillance System

I m März 1968 befand sich das mit atomaren Torpedos ausgestattete sowjetische U-Boot K-129 auf Patrouillenfahrt im Pazifik, als plötzlich der Funkverkehr abbrach. Eine Suchaktion der sowjetischen Marine blieb erfolglos. Die USA dagegen waren erfolgreicher: seit den 1950er-Jahren zeichnete sie mit Unterwasser-Mikrofonen  im Rahmen des Sound Surveillance Systems (SOSUS) sowjetische U-Boot-Bewegungen auf. Am 8. März erfasste das SOSUS eine Unterwasserexplosion, die es ermöglichte, den ungefähren Ort des U-Boot-Untergangs zu lokalisieren.

U-Boot K-129 [CIA]

Schnell war klar: Falls es gelingen würde, das Wrack zu bergen, bot sich den Amerikanern die einmalige Chance, geheime sowjetische Militärtechnik zu analysieren. Insbesondere war man an der Bergung einer R-21-Atomrakete und sowjetischen Chiffrierunterlagen interessiert.

Nachdem es einem speziell ausgestatteten U-Boot der US-Marine gelungen war, das Wrack zu entdecken und zu fotografieren, begann die CIA mit konkreten Planungen zur Bergung des U-Boot-Wracks, der Operation Azorian. Die zu bewältigende Aufgabe war enorm: Das Wrack lag in 4900 Meter Tiefe 1500 Meilen nordwestlich von Hawaii.

US-Milliardär Hughes hilft bei Tarnung

Nach ausführlichen Planungen, mit welcher Methode das Wrack zu heben sei, entschloss man sich, dass dies durch ein speziell umgebautes Bergungsschiff geschehen sollte. Zur Tarnung der Operation kontaktierte die CIA den US-Milliardär Howard Hughes. Dieser ließ dann durch sein Unternehmen Global Marine das Arbeitsschiff Hughes Glomar Explorer bauen, vorgeblich, um damit Erze in der Tiefsee abzubauen.

Nach Fertigstellung der Hughes Glomar Explorer im Jahr 1972 erhielt das Schiff zusätzliche Spezialausrüstung, die im Geheimen installiert wurde. Besonders aufwändig gestaltete sich dabei die Montage einer 50 Meter langen Hebeplattform mit Greifmechanik, mit der das U-Boot-Wrack angehoben werden sollte. Zu diesem Zweck wurde ein 4600 Tonnen schweres, tauchfähiges Schwimmdock gebaut. Schließlich manövrierte die Hughes Glomar Explorer über das abgetauchte Dock und nahm unbemerkt über die Ladeluke im Schiffsboden die Hebeplattform auf.

Das Bergungsschiff Hughes Glomar Explorer [U.S. Government]

Das final ausgerüstete Schiff war so konstruiert, dass es über die Bodenluke die Hebeplattform zum Meeresboden abgelassen werden konnte. Ein ausgetüfteltes System aus Rohrleitungen und Seilwinden hielt die Hebeplattform und sollte das 7000 Tonnen schwere U-Boot nach oben ziehen.

Ablauf der geheimen Bergungsaktion von U-Boot K-129

Am 4. Juli 1974 war es endlich soweit: die Glomar Explorer erreichte die Position, an der die K-129 mehr als sechs Jahre zuvor gesunken war. Es sollte aber bis zum 20. Juli dauern, bevor die Wetterverhältnisse und die Abwesenheit anderer Schiffe es erlaubten, mit der Bergung zu beginnen.

Am 1. August schließlich hatte die Greifmechanik der Hebeplattform das U-Boot-Wrack gepackt. Nach technischen Problemen allerdings brach ein Teil der Hebeplattform auf halbem Weg zur Oberfläche. Große Teile des U-Boot-Wracks gingen wieder verloren.

Über das, was schließlich erfolgreich geborgen wurde, gibt es bis heute kaum Angaben. Sicher ist, dass es neben Teilen des U-Boots, unter anderem waren das zwei Torpedos, auch sechs verstorbene sowjetische Besatzungsmitglieder waren. Die Toten wurden auf See bestattet. Was nach der Bergung mit den Wrackteilen geschah, ist unklar.

Ein Modell des gesunkenen U-Boots K-129, das von der CIA während Operation Azorian angefertigt wurde [CIA]

Spuren von Plutonium am Wrack wiesen darauf hin, dass eine der atomaren Sprengladungen an Bord des U-Boots explodiert sein musste. Der Grund für die Explosion, die wohl den Untergang des U-Boots verursacht hat, ist ungeklärt.

Resümee zur Operation Azorian

Die Öffentlichkeit erfuhr von dem Projekt bereits im Jahr 1975, sodass ein zweiter Versuch, die restlichen Teile des U-Boots erneut zu bergen, nicht mehr möglich war. Zu groß war die Gefahr, dass die Sowjetunion dann versuchen würde, das Unternehmen zu sabotieren. Grundlage der Veröffentlichungen war der Diebstahl von Dokumenten aus einem Lagerhaus von Howard Hugh. 2010 veröffentlichte die CIA Dokumente zur Operation Azorian, doch Details zu den geborgenen Objekten fehlen.

Operation Azorian war sowohl eine der außergewöhnlichsten CIA-Operationen im Kalten Krieg, als auch die wohl teuerste. Am Ende lagen die Kosten bei 800 Millionen US-Dollar, das entspricht einem heutigen Gegenwert von 5,1 Milliarden US-Dollar.

Das Ergebnis der Operation ist aufgrund des Fehlens von Angaben zu den geborgenen Gegenständen schwer einzuschätzen. Da es nicht gelungen ist, wie geplant das komplette Wrack zu heben, darf man allenfalls von einem Teilerfolg ausgehen. Dennoch bleibt die Operation ein Beispiel für die Einsatzbereitschaft, Kreativität und das Know-How der CIA, wenn es darum geht, neue und gewagte Wege zu beschreiten, um an Informationen zu gelangen.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 08.03.2025