Zum Tag der Raumfahrt: Rückblick auf CIA-Spionageoperation gegen Luna 2

Am 28. und 29. Mai veranstaltet die Bundesregierung zusammen mit der Deutschen Raumfahrtagentur erstmals einen Tag der Raumfahrt. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick auf eine CIA-Spionageoperation aus dem Kalten Krieg, die sowjetischer Raumfahrttechnik galt.

Sowjetische Luna 2 verblüfft US-Ingenieure

Es war ein Meilenstein in der Raumfahrt-Geschichte: Seit 1959 betrieb die Sowjetunion das Luna-Programm mit dem Ziel, unbemannte Raumsonden zum Mond zu bringen. Am 13. September 1959 erreichte die sowjetische Luna 2 den Mond. Es war die erste Raumsonde überhaupt, die die Oberfläche des Mondes berührte. Allgemein gilt sie als das erste von Menschenhand geschaffene Objekt, das mit einem anderen Himmelskörper in Kontakt kam.

Modell der Luna-2 [NASA/NSSDCA, Public domain]

Dieser Erfolg sowjetischer Raumfahrt-Technik erschütterte die USA. Es war die Zeit des Wettlaufs ins All zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Vor allem in Hinblick auf die eingesetzte Raketentechnik sah man den technologischen Vorsprung, der sich in erfolgreichen Raumfahrtmissionen demonstrierte, als notwendig für die nationale Sicherheit an. Hier zeigte sich das Potential der jeweiligen Seite, Interkontinentalraketen und Satelliten als Waffe oder zur Aufklärung einzusetzen. Nach dem Sputnik-Satelliten war die Luna 2-Mission bereits das zweite Mal, das die Sowjetunion die Nase vorn hatte.

Spionageoption Technik-Ausstellung

Im Jahr 1959 tourte eine sowjetische Ausstellung zu den technischen Errungenschaften der UdSSR durch mehrere Länder. Zu dieser Ausstellung gehörten auch ein Modell der Luna-2-Raumsonde. Es war frisch lackiert und drei Sichtfenster gaben den Blick auf das Innere der Sonde preis. Wegen der hohen Spionagegefahr ging man allgemein davon aus, dass es sich um eine Attrappe handelte, die speziell für die Ausstellung angefertigt wurde.

Bei der CIA jedoch regt sich die Hoffnung, es könnte sich tatsächlich um eine originale Raumsonde handeln. Zu verlockend war die Gelegenheit, Detaileinblicke zu dem sowjetischen Luna-Programm zu gewinnen. Alle Geheimdienste waren und sind gut geschult darin, Technik-Ausstellungen auszuspionieren. Nachts gelang es CIA-Agenten, Zugang zu der Ausstellung zu erhalten und das Modell eingehend zu fotografieren und zu vermessen. Es zeigte sich, dass es sich tatsächlich um ein Original handelte. Nun war das Interesse der CIA erst recht geweckt.

Entführung der sowjetischen Raumsonde

In langen Planungen entstand ein Plan, um auch das Innere der Raumsonde zu analysieren. Da eine solche Analyse Spezialwerkzeug und viel Personal bedeutete, war klar, dass ein Vorgehen während der Ausstellung nicht möglich sein würde. Nach Auswertung der Logistik der von Stadt zu Stadt tourenden Ausstellung gelang es schließlich, unbemerkt genau jenen LKW vom Transportweg abzuspalten, der die Raumsonde transportierte.

Das CIA-Team hatte nun wenige Stunden auf einem in der Nähe angemieteten Schrottplatz, um die Raumsonde eingehend zu untersuchen. Es war höchste Priorität, dass die Raumsonde am nächsten Tag wieder Teil des Ausstellungstrosses wurde und zudem keinerlei Spuren auf die nächtlichen Arbeiten zu sehen waren. Sehr vorsichtig und auf Socken demontierten die Techniker Teile der Ummantelung.

Grafische Darstellung der Sonde in der Trägerrakete [RIA Novosti archive, image #73086 / Alexander Mokletsov / CC-BY-SA 3.0]

Im Inneren war der Motor entfernt worden, aber seine Halterungen sowie die Kraftstoff- und Oxidationstanks waren noch an Ort und Stelle. Auch alle elektrischen Verbindungen und Geräte fehlten, dabei hatten sie sowjetischen Techniker allerdings zwei Kupplungen übersehen. Außerdem untersuchte man eingehend alle Markierungen und Stempel, die Rückschlüsse auf die Produktionsorte der Komponenten zuließen.

Laut CIA-Bericht war der schwierigste Teil das erneute Zusammenbauen der Verschalung, sodass sie unberührt aussah. Die Zeit drängte, den früh am Morgen würde auffallen, dass die Raumsonde fehlte. Eine ganze Stunde alleine verbrachte man damit, ein einzelnes Gewinde im Inneren zu treffen, zudem es keinen Sichtkontakt gab. Letztlich gelang aber auch dieser Teil der Operation und die Raumsonde wurde zurück zum Ausstellungstross gebracht.

Niemand bemerkte die Entführung der Raumsonde. Erst 2019 veröffentlichte die CIA freigegebene Dokumente, die der Öffentlichkeit diese außergewöhnliche Spionageaktion bekannt machten.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 28.03.2025