Für Geheimdienste kann jede Art von Information relevant sein. Nicht einmal auf dem stillen Örtchen sollte man sich daher vor Spionage sicher fühlen. Hätten Sie gedacht, dass Sie auch hier Daten produzieren, deren Auswertung sich lohnt? Wir zeigen einen Überblick über die Möglichkeiten zur Informationsgewinnung auf der Toilette.
Im Rahmen der Operation Tamarisk untersuchten westliche Geheimdienste im Kalten Krieg gezielt die Abfälle von Truppen bei sowjetischen Militärmanövern. Dabei war besonders das benutzte Toilettenpapier von Interesse. Da die sowjetischen Truppen über zu wenig richtiges Toilettenpapier verfügten, nutzen sie für diesen Zweck offizielle Dokumente. Dieses Papier war nicht wasserlöslich und wurde daher in Mülleimern entsorgt, um die Leitungen nicht zu verstopfen. Dort sammelten es westliche Spione ein. Nach der Reinigung konnten die Geheimdienste die Dokumente auswerten.
Die Operation Tamarisk fand in der DDR statt. Dank den Militärverbindungsmissionen gelangten Briten, US-Amerikaner und Franzosen an diese besonderen Dokumente. Gerüchten zufolge war die Informationsgewinnung auf diesem Weg sehr erfolgreich.
Konkreter an den Exkremten selbst als nur am Toilettenpapier war Stalin interessiert: Als der chinesische Revolutionsführer Mao Zedong 1949 Moskau besuchte, ließ Stalin durch seinen Geheimdienst dessen Toilette präparieren. Anstatt ins Abwasser gespült zu werden, fing man so die Ergebnisse von Maos Toilettengang in Behältern auf. Die Analyse sollte Einblicke in die Gesundheit und die Lebensgewohnheiten des Ausgespähten geben.
Mao war nicht der einzige Staatsmann, den Stalin so überwachen ließ. Angeblich soll es ein spezielles sowjetisches Geheimdienstlabor gegeben haben, in dem Urin und Kot von überwachten Personen ausgewertet wurden. Erst Stalins Nachfolger Chruschtschow beendet das Programm.
Es müssen nicht immer Geheimdienste sein: Forscher haben in den USA eine smarte Toilette entwickelt, die sowohl die Benutzer erkennt als auch deren Toilettenbilanz medizinisch analysiert. Die Benutzererkennung funktioniert über eine Fingerabdruckabnahme im Spülknopf sowie – falls das Spülen vergessen wird – eine Kamera, die ähnlich wie bei einem Iriscan die Analregion scannt. Der Anus ist bei jedem Menschen so einzigartig wie die Iris oder der Fingerabdruck.
Medizinisch ausgewertet werden der Druck des Urinstrahls sowie das Aussehen, die Zusammensetzung und Konsistenz des Stuhlgangs. Das Augenmerk liegt zum Beispiel auf der Früherkennung von Prostata-Krebs oder Nierenproblemen.
Toiletten eignen sich als ein von der Öffentlichkeit abgegrenzten Ort perfekt für die Übergabe von Geheiminformationen. Dabei versteckt ein Agent die zum Beispiel auf Mikrofilm gespeicherten Informationen in einem unscheinbaren Geheimfach. Häufig wurden derartige Geheimfächer im Klopapierhalter oder im Seifenspender verbaut. Ein anderer Agent holt die Informationen zu einem späteren Zeitpunkt ab.
Als besonders praktisch erwies sich das Verfahren bei Toiletten auf den Interzonenzügen, die im Kalten Krieg zwischen West- und Ostdeutschland verkehrten. Die Geheiminformationen überwanden so gut versteckt sogar Ländergrenzen. Die Agenten mussten dabei nur an den Bahnhöfen den Zug besteigen, um das Versteck zu befüllen beziehungsweise zu leeren, selber aber nicht mitfahren. Die Gefahr einer Enttarnung bei einer Grenzüberschreitung entfiel also. Im Stasi-Jargon nannte man diese Geheimversteckte „rollende Container“.
Bilder: WC-Zeichen: Bild von Regan Theiler auf Pixabay | Mao Zedong und Stalin: Helsingin Sanomat, Public domain, via Wikimedia Commons | Seifenspender: Sammlung Deutsches Spionagemuseum
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 17.04.2025