Mit 96 Jahren ist am 15. Mai 2024 Dr. Hans-Georg Wieck im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben. Unser aufrichtiges Beileid gilt der Familie und ihren Angehörigen.
Nach einem Studium der Geschichte und Philosophie mit anschließender Promotion begann für den 1928 in Hamburg geborenen Hans-Georg Wieck eine Karriere im Auswärtigen Amt. Dort etablierte er sich ab 1954 als Legionsrat und Referatsleiter. 1966 folgte der der Wechsel ins Bundesverteidigungsministerium, wo er bis zum Ministerialdirektor aufstieg.
Ab 1974 übernahm Wieck die Leitung mehrerer bedeutender Positionen als Diplomat. 1974-77 war er Botschafter im Iran, danach bis 1980 Botschafter in der Sowjetunion und anschließend bis 1985 Ständiger Vertreter bei der NATO in Brüssel. Für seine Verdienste in diesem Zeitraum erhielt er 1983 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Am 4. September 1985 wurde Wieck Nachfolger des überraschend zurückgetretenen BND-Präsidenten Heribert Hellenbroich. Dieser hatte die Position nach dem Überlaufen seines ehemaligen Verfassungsschutz-Mitarbeiters Hansjoachim Tiedge nach nur einem Monat wieder räumen müssen.
Wieck führte den BND in einer Zeit, als es zu bedeutenden weltpolitischen Veränderungen kam, die unter anderem zur deutschen Wiedervereinigung und zum Ende des Kalten Kriegs führten. Damit begannen auch eine maßgebliche Umorientierung in der Arbeit des BND, die sich bis zu diesem Zeitpunkt vorrangig auf eine Aufklärung gegen die DDR fokussierte.
Nach seiner Ära als BND-Präsident kehrte Wieck als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Indien in den diplomatischen Dienst zurück. 1993 schließlich ging er in den Ruhestand, der sich bei einer umtriebigen Persönlichkeit wie Wieck dynamisch gestaltete. Unter anderem agierte er als Leiter der OSZE-Beratergruppe in Belarus und als Vorsitzender des Beirats beim Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland e.V.
Mit dem Deutschen Spionagemuseum verband Wieck ein regelmäßiger Austausch und eine fortlaufende Zusammenarbeit. So ist er als Experte in einem der exklusiv für das Deutsche Spionagemuseum produzierten Zeitzeugeninterviews in der Ausstellung zu sehen. Dort gibt er Einblicke über die Arbeit des BND im Allgemeinen und seiner Dienstzeit als BND-Präsident im Speziellen. Im Zentrum stand immer sein großes und unerschöpfliches Lebensthema: Demokratie und Geheimdienste.
Auch bei den Veranstaltungen des Museums nahm er wiederholt als fachkundiger und eloquenter Experte teil. Dabei diskutierte er mit dem Geheimdienst-Historiker Wolfgang Krieger zum Thema Demokratie und Geheimdienste oder bereicherte Buchvorstellungen mit seiner umfassenden Kompetenz und seinem Fachwissen.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 27.05.2024