Beginn der Watergate-Affäre: Einbruch bei der Demokratischen Partei am 17. Juni 1972

Wenige Ereignisse haben die amerikanische Öffentlichkeit und Politik so erschüttert wie die Watergate-Affäre. Die Aufdeckung um die Spionageaktionen im Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Hotel in Washington, D. C. begann mit der Festnahme von fünf Einbrechern in dem Komplex am 17. Juni 1972.

Verräterischer Klebestreifen im Morgengrauen

Beim nächtlichen Rundgang im Gebäude des Watergate-Hotels fiel einem Wachmann am 17. Juni 1972 um kurz nach 01:00 Uhr morgens ein Klebestreifen auf. Dieser war so über den Schließmechanismus einer Tür angebracht, dass dort der Zylinder nicht schließen konnte. Der Wachmann entfernte den Klebestreifen und stellte bei einem weiteren Rundgang eine halbe Stunde später fest, dass an derselben Stelle ein neuer Klebestreifen angebracht worden war.

Der Komplex des Watergate-Hotels in Washington, D.C.

Nun war es offensichtlich: Es befanden sich Unbefugte im Gebäude. Der Wachmann alarmierte umgehend die Polizei. Diese nahm innerhalb des Gebäudes eine Gruppe von fünf Einbrechern fest. Wie sich herausstellen sollte, waren diese Einbrecher keine gewöhnlichen Räuber. Sie hatten den Auftrag, für das Wahlkampfteam von US-Präsident Nixon kompromittierende Informationen gegen dessen politische Gegner zu sammeln.

Zu diesem Zweck fotografierten sie im dortigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Unterlagen und reparierten bereits vorhandene Abhörtechnik. Diese hatten sie bei einem vorherigen, nicht entdeckten Einbruch installiert.

Geheimagenten als Einbrecher

Die Einbrechergruppe bestand aus ausgesuchten Experten – auch aus dem geheimdienstlichen Umfeld. Mit Bernard Barker befand sich unter anderem ein CIA-Agent darunter, der bereits auf eine lebendige Biografie zurückblicken konnte. Er hatte für die kubanische Geheimpolizei gearbeitet, bevor er CIA-Agent und – nebenbei – auch Mitglied der White House Plumbers wurde.

Diese Einheit führte mehrere illegale Aktionen, also die „Schmutzarbeit“, für das Team um US-Präsident Nixon aus. Baker war als Teil dieser Gruppe zum Beispiel auch am Einbruch in die Praxis des Psychiaters von Whistleblower Daniel Ellsberg beteiligt.

Agenten auf Abwegen: Bernard Baker und James W. McCord Jr. (v.l.n.r.)

Neben Baker verfügte innerhalb der Einbrechergruppe auch James W. McCord Jr. über eine Vergangenheit bei den US-Geheimdiensten. Er hatte jahrelang erst beim FBI und anschließend für die CIA gearbeitet – dort zuletzt sogar in leitender Position in Europa. Aufgrund seiner Erfahrung mit elektronischer Spionagetechnik war er für die Anbringung der Wanzen im Watergate-Hotel verantwortlich. Er war es, der die Tür mit dem Klebestreifen gesichert hatte.

Geheimaktion führt zur Staatskrise

Die Versuche der US-Regierung, die Affäre zu vertuschen, hatten keinen Erfolg. Im Zuge der journalistischen Recherchen nach dem Einbruch kristallisierte sich in den folgenden Monaten heraus, wie stark auch oberste Regierungskreise in die illegale Spionageaktion verstrickt waren. Kein geringerer als Justizminister John N. Mitchell hatte den Einbruch in Auftrag gegeben.

Maßgebliche Unterstützung bei ihren Recherchen erhielten die Journalisten von höchster US-Geheimdienstebene – allerdings ohne, dass dies jemand ahnte. Ein mysteriöser Informant, der aufgrund seiner Stimme nur Deep Throat genannt wurde, lieferte wesentliche Informationen zur Aufdeckung der Hintergründe. Erst 2005 lüftete sich das Geheimnis um diese entscheidende Person: Es war der damalige Vize-Direktor des FBI, Mark Felt.

Er war Deep Throat: FBI-Vize-Direktor Mark Felt

Eine entscheidende Wende nahm die Watergate-Affäre schließlich durch die Enttarnung einer geheimen Abhöranlage im Weißen Haus am 13. Juli 1973. Dies machte der Öffentlichkeit endgültig deutlich, wie stark US-Präsident Nixon seine Vollmachten missbraucht hatte, um gegen politische Gegner vorzugehen.

Um einem Amtsenthebungsverfahren zu entgehen, erklärte Nixon am 8. August 1974 seinen Rücktritt als US-Präsident. Bisher das einzige Mal, das dies in der Geschichte der USA geschah. Als einschneidendes politisches Ereignis etablierte sich die Watergate-Affäre im allgemeinen Sprachgebrauch: bis heute werden politische Skandale mit der Endsilbe „-gate“ versehen.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 17.06.2024