Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ähnlich verhält es sich mit der Körpersprache. 80 Prozent der zwischenmenschlichen Kommunikation läuft nicht über die das gesprochene Wort, sondern über oft unbewusst geäußerte Handlungen wie Gesten, Mimik und Körperhaltung. Auch für Agenten sind Kenntnisse über diese nonverbale Form der Kommunikation wertvoll.
Kennt man die Bedeutung der Köpersprache, ist man in der Lage, sein Gegenüber während einer Konversation ganz anders zu lesen, zu verstehen und gegebenenfalls zu durchschauen. Gerade für Agenten, deren Aufgabe es ist, Kontakte zu knüpfen, neue Quellen zu rekrutieren oder Spione zu führen, erweisen sich Kenntnisse der Körpersprache als außerordentlich wertvoll. Auch in Verhören führt das Lesen der Köpersprache oft zum Erfolg.
Kenntnisse zur Köpersprache sind sowohl wichtig beim Einschätzen anderer Personen als auch beim eigenen Auftreten. Der erste Eindruck von einem Menschen, der über sympathisch oder unsympathisch entscheidet, bildet sich in der Regel innerhalb weniger Sekunden. Die richtige Köpersprache bei einem ersten Zusammentreffen ist eigentlich recht simpel: Man muss sich mit dem ganzen Körper öffnen, also nicht den Körper wegdrehen, keine Beine oder Arme verschränken (je nachdem ob man sitzt oder steht), die Handflächen offen zeigen usw.
Durch diese Offenheit zeigt man seinem Gesprächspartner klar: Ich vertraue dir voll und ganz, und du kannst mir vertrauen. Zuständig für diese Einschätzung ist das limbische System, eine Hirnregion, die primitive Emotionen wie Freude oder Angst steuert und emotionale Schaltzentrum des Gehirns darstellt. Mit der richtigen Körpersprache lässt sich dieses System beeinflussen und so eine Basis für eine Beziehung schaffen, noch bevor das erste Wort gesprochen ist.
Doch Körpersprache kann auch eingesetzt werden, um Personen in Gesprächen und Verhören auf den Zahn zu fühlen. Vor allem in Stresssituationen, in denen rasch Entscheidungen getroffen werden müssen, reagiert der Körper mit unbewussten Signalen. In Verhören achten Ermittler zum Beispiel darauf, wie sich die Pupillen und die Augenbrauen von Verdächtigen bei bestimmten Informationen oder Fragen verhalten.
Um solche Reaktionen hervorzurufen, werden Personen durch aggressive Befragungstechnik unter Druck zu setzen. Gerade, wenn sich jemand unwohl fühlt, treten die Signale der Köpersprache deutlich hervor. Auch bei manchen Bewerbungssprächen kommen ähnliche Taktiken zum Einsatz.
Vielen Menschen achten auch unter Druck sehr darauf, dass ihr Gesicht keine Rückschlüsse auf Emotionen oder ähnliches zulässt. Viel verräterischer und oft unbedacht bewegen sich allerdings die Extremitäten. Sobald in einem Gespräch angenehme Themen angeschnitten, beginnen Personen oft, unbewusst mit den Füßen auf den Boden zu klopfen, Richtung Tür zu zeigen (Stichwort Fluchtinstinkt) oder mit den Händen an bestimmte Köperteile zu fassen (unbewusster Schutzreflex zum Beispiel an Brust, Nacken).
Insbesondere die Hände verraten viel über den Gemütszustand einer Person. Sind die Handflächen offen, indem man sie zum Beispiel nach oben richtet oder auch, wenn die Fingerspitzen sich berühren („Merkle-Raute“), zeigt dies Entspanntheit und Selbstbewusstsein. Knetet man die Hände, bedeckt sie, versteckt einzelne Finger oder wischt sich die Hände an der Hose ab, markiert dies Unsicherheit und Unwohlsein.
Da ein einmaliges Auftreten solcher Zeichen noch nicht aussagekräftig genug ist, muss der Gesprächspartner danach versuchen, erneut unangenehme Themen anzuschneiden und dann beobachten, ob das Verhalten sich wiederholt.
Während sich das Vermeiden vieler dieser unbewussten Zeichen schulen lässt, sind bestimmte verräterische Reaktionen des Köpers deutlich kaum zu steuern. Dazu zählen zum Beispiel Pupillenreaktionen oder der Herzschlag – eine Tatsache, die auch bei Untersuchungen mit dem Lügendetektor genutzt wird.
Das Lesen von Körpersprache ist auch abseits der Agentenwelt eine wertvolle Fähigkeit. Auf diese Weise können Personen besser auf Gesprächspartner eingehen und bei Bedarf zum Beispiel die Gesprächsführung ändern, sobald man bemerkt, dass sich jemand unwohl fühlt.
Indem man auf nonverbale Kommunikation reagiert, fällt es leichter, berufliche oder private Beziehungen aufzubauen. Außerdem lassen sich kritische Situationen frühzeitig erkennen und gegebenenfalls verhindern. Falls beim Gespräch mit einem Kolleggen oder dem Chef die Körpermitte oder der Blick abgewandt wird, sollte man die Diskussion schwieriger Themen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Denn im Agentendasein wie auch im echten Leben kommt es stets auf das richtige Timing an.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 06.12.2024