Schlüsselgerät 41Z (SG-41Z)

Designierter Enigma-Nachfolger im Zweiten Weltkrieg

Die Geschichte der Chiffriermaschine Enigma und der Bedeutung, dass sie im Zweiten Weltkrieg geknackt wurde, ist berühmt. Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn die deutschen Planungen zur Ablösung der Enigma gegen eine Chiffriermaschine mit höherwertiger Verschlüsselung tatsächlich umgesetzt  worden wären. Der Nachfolger stand schon in den Startlöchern: das Schlüsselgerät 41, oft auch als „Hitlermühle“ bezeichnet.

Kryptologische Wunderwaffe ohne Wirkung

Auch wenn die deutsche Wehrmacht nichts von den Erfolgen der Codeknacker im englischen Bletchley Park beim Knacken der Enigma ahnte, so war man sich der Schwächen der Chiffriermaschine durchaus bewusst. Der für die Chiffrierabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht tätige Kryptologe Fritz Menzer entwickelte eine neue Chiffriermaschine, um den kryptologischen Schutz geheimer militärischer Kommunikation zu gewährleisten. Entsprechend dem Jahr des Konstruktionsbeginns erhielt diese Chiffriermaschine den Namen Schlüsselgerät 41, kurz SG-41.

Die Produktion des Schlüsselgeräts 41 fand in den in den Wanderer-Werken in Siegmar-Schönau (seit 1950 ein Stadtteil von Chemnitz) statt. Die Wandere Werke AG stellte eigentlich Alltagsgegenstände wie Fahrrädern, Autos, Lieferwagen oder Schreibmaschinen her, im Zweiten Weltkriegs aber auch Rüstungsgüter. Der damalige Mangel an Arbeitskräften und Material verhinderte allerdings eine Massenproduktion des SG-41.Fehlende Leichtmetalle wie Aluminium machte die produzierten SG-41-Modelle zu schwer für den mobilen Fronteinsatz, sodass sich die Oberste Heeresleitung dafür entschied, von einer umfassenden Ablösung der Enigma Abstand zu nehmen.

In sehr geringer Stückzahl kam das SG-41ab Oktober 1944 bei dem militärischen Nachrichtendienst Abwehr als Teilersatz für die dort genutzte Enigma G zum Einsatz. Man geht davon aus, dass etwa 1000 Stück produziert wurden. Wie bei geheimen Chiffriermaschinen üblich, sollten diese Geräte zerstört oder verborgen werden, wenn Gefahr drohte, dass sie in Feindeshand fallen könnten. Aus diesem Grund dürften die meisten SG-41 zerstört worden sein, einige Exemplare sind vermutlich immer noch in Erddepots verborgen.

Neben der Standardversion des SG-41 existierte eine Sonderform der Chiffriermaschine: das SG-41Z. Sie diente speziell der Verschlüsselung von Wetterdaten. Dieses Daten hatten vor allem für die deutsche Luftwaffe einen hohen strategischen Wert. Von dieser Version wurden vermutlich lediglich 550 Exemplare hergestellt – eine davon ist nun Teil der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums.

Seiner Zeit voraus: Aufbau und Mechanismus des SG-41Z

Der wesentliche Unterschied des SG-41Z zum SG-41 ist die Tastatur, statt 26 Buchstabentasten finden sich hier zehn Zahlentasten. Der restliche Aufbau ist identisch: Charakteristisch ist die seitliche Kurbel, mit der das Gerät mechanisch betrieben wurde. Ihr verdankt die Chiffriermaschine den Spitznamen Hitlermühle. Durch den mechanischen Betrieb benötigte das SG-41Z im Gegensatz zur Enigma keine Stromversorgung.

Nach dem Drücken einer Zifferntaste drehte man die Kurbel und das Gerät führte die Chiffrierung durch.  Das Ergebnis wurde auf zwei Papierstreifen ausgedruckt: Einer zeigte die eingegeben Buchstaben im Klartext (auf der Maschine als Klar-T markiert), der andere den verschlüsselten Text (Schl-T). Zum Dechiffrieren musste derselbe Vorgang bei einer identisch eingestellten Maschine durchgeführt werden. Man gab den chiffrierten Text in die Tastatur ein, woraufhin der Klartext ausgedruckt wurde.

Der kryptologische Mechanismus der Schlüsselgeräte basierte auf sechs Schlüsselrädern. In diese wurden 144 Stifte, sogenannte Bolzen, eingesteckt, die einen inneren Schlüssel produzierten. Ergänzend ergab die Stellung der Schlüsselräder einen äußeren Schlüssel. Im Gegensatz zu Rotor-Chiffriermaschinen wie der Enigma ist das SG-41 also eine Stiftrad-Chiffriermaschine. Ein großer Vorteil gegenüber dem regelmäßigen Weiterdrehen der Rotoren bei der Enigma war ein unregelmäßiges Weiterschalten der Schlüsselräder am SG-41. Dadurch ließ sich der Chiffrier-Mechanismus für Codeknacker deutlich schwer nachvollziehen.

Die Schlüssellänge bemisst sich nach heutigem Maßstab auf ungefähr 172 bit. Die Konstruktion und der Mechanismus der Schlüsselgeräte 41 ist im Vergleich mit anderen Chiffriermaschinen jener Zeit – auch der Enigma – als sehr fortschrittlich anzusehen.

SG-41 im Urteil der Alliierten

Die Existenz der neuen Chiffriermaschine war von den Alliierten nicht unbemerkt geblieben. Die kryptologische Stärke der SG-41 zeigte sich auch darin, dass es weder britischen noch amerikanischen Codeknackern gelang, sie systematisch zu knacken. Bis auf ein paar Einzelerfolge blieb ihnen der Mechanismus ein Rätsel. Experten gehen davon aus, dass eine erfolgreiche Einführung des Schlüsselgeräts 41 und des SG-41Z im Zweiten Weltkrieg die taktisch äußerst relevante Entschlüsselungsarbeit der Alliierten massiv erschwert hätte.