Erich Mielke, langjähriger Minister für Staatssicherheit der DDR, nannte sich stolz einen Tschekisten – und er war damit nicht allein. Fast alle Geheimdienstmitarbeiter des Ostblocks sahen ihre Arbeit in direkter Nachfolge der ersten sowjetischen Geheimpolizei Tscheka, trotz aller Schrecken, die mit der Tscheka verbunden werden.
In der Oktoberrevolution 1917 übernahmen die bolschewikischen Kommunisten unter der Führung von Lenin die Macht in Russland. Ein entscheidendes Mittel zur Sicherung dieser Macht stellte die Gründung einer Geheimpolizei am 20. Dezember 1917 dar. Der Name Tscheka war das Resultat einer Abkürzung des umfangreichen originalen russischen Namens, der übersetzt lautete: „Außerordentliche Gesamtrussische Kommission zur Bekämpfung der Konterrevolution, Spekulation und Sabotage“.
Mit dem Aufbau der Tscheka wurde Feliks Dzierżyński beauftragt, ein Mitglied des bolschewikischen Zentralkomitees. Der Hauptauftrag lag in der Bekämpfung der Opposition – und dabei war jedes Mittel recht. Dzierżyński gilt als einer der Architekten des „Roten Terrors“, der 1918 nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf Lenin begann. Mit großer Brutalität kam es zu Verhaftungen, Folterungen und Massenerschießungen von allen Personen, die als „Klassenfeinde“ galten. Das konnten bürgerliche Demokraten, zaristische Beamte, Priester oder auch Sozialisten sein, die als politische Gegner der Bolschewiki auftraten.
Die Verhaftungen und Hinrichtungen erfolgten oft willkürlich und ohne eine offizielle Erfassung. Auch wenn die Schätzungen zuweilen stark schwanken, geht man allgemein von mindestens 250.000 Opfern der Tscheka bis 1922 aus. Der bewusst eingesetzte Terror sollte eine abschreckende Wirkung haben und jegliche oppositionellen Bestrebungen im Keim ersticken.
Die Tscheka steht als erste sowjetrussische Geheimpolizei am Beginn einer langen Entwicklungslinie. Am 6. Februar 1922 ging sie in der Geheimpolizei GPU (dt. „Vereinigte staatliche politische Verwaltung“) auf. Die Struktur blieb dieselbe, ebenso wie der Leiter: Felix Dzierżyński. Zusätzlich erfüllte er weitere hochrangige politische Funktionen in der jungen Sowjetunion, bevor er 1926 verstarb. Nach mehreren weiteren Umstrukturierungen und Umbenennungen entstand 1954 schließlich das KGB (dt. „Komitee für Staatssicherheit).
Da alle Geheimdienste des Ostblocks nach dem Vorbild und in enger Kooperation mit dem KGB aufgebaut wurden, verwundert es wenig, dass der Tscheka und ihrem Gründer in diesen Kreisen große Verehrung widerfuhr. Der Ausdruck „Tschekist“ fand oft stellvertretend für alle östlichen Geheimdienst-Mitarbeiter Verwendung. 1967 erhielt das Wachregiment der Staatssicherheit der DDR den Namen „Feliks Dzierzynski“.
Auch wenn nach der Auflösung der Sowjetunion zahlreiche Denkmäler des Tscheka-Gründers entfernt wurden, ist sein Andenken immer noch lebendig. So ließ der belarussische Präsident Lukaschenka 2006 in der nach Dzierżyński benannten Stadt Dsjarschynsk ein neues Denkmal zu dessen Ehren errichten. Und bis heute gibt es eine Abteilung des Kommandos der Nationalgarde der Russischen Föderation, welche sich als „Dzerzhinsky Division“ bezeichnet.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 20.12.2021