Die Vergiftung von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sorgte 2020 weltweit für Aufsehen. Bis heute sind zahlreiche Details zu dem Fall ungeklärt. Eine neue Dokumentation beleuchtet die Ereignisse um den Giftanschlag und die anschließenden Recherchen. Der Film Nawalny ist aktuell in den deutschen Kinos zu sehen.
Außergewöhnliche Einblicke in die Ereignisse um die Vergiftung Nawalnys geben bereits die ersten Minuten des Films mit Aufnahmen direkt vom Geschehen an Bord des Flugzeugs. Chronologisch arbeitet Nawalny daraufhin die weitere Entwicklung ab: Nawalnys Verlegung nach Deutschland, seine Genesung und schließlich seine Rückkehr nach Moskau. Dabei kommt viel unbekanntes Video-Material zum Einsatz, beispielsweise von Nawalnys Behandlung in der Berliner Charité.
Regisseur Daniel Roher gelingt es, eindringliche Bilder und Momente in packender Weise zu verdichten. Vor allem die zahlreichen Interviews, die er mit Nawalny während dessen Genesung in Deutschland führte, geben Einblicke in die Persönlichkeit des russischen Oppositionspolitikers. Auch Nawalnys Familie kommt in Interviews zu Wort. Herauszuheben ist zudem der Augenblick, als es Nawalny gelingt, mit den mutmaßlichen Attentätern zu telefonieren und vor laufender Kamera ein Geständnis zu entlocken.
Produziert wurde der Film von HBO Max and CNN Films, der deutsche Verleih läuft über PolyFilm. Von der Kritik wurde Nawalny für seine eindringliche Darstellung und die thematische Relevanz gelobt. Auf dem Sundance Filmfestival 2022 erhielt er den Festival Favorite Award sowie den Publikumspreis als Bester Dokumentarfilm.
Ein Happy End nach der erfolgreichen Genesung von Nawalny blieb bekanntermaßen aus. Bei seiner Rückkehr nach Moskau wird Nawalny unter dem Vorwurf, gegen Bewährungsauflagen verstoßen zu haben, verhaftet. Seit 2021 sitzt er im Straflager Pokrow, 100 km entfernt von Moskau, eine mehrjährige Haftstrafe ab. Im März 2022 wurde die Strafe wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern seiner Stiftung und Beleidigung einer Richterin um neun Jahre verlängert.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 16.05.2022