Agenten bedienen sich zur verdeckten Informationssammlung verschiedener Kleinstgeräte. Dabei handelt es sich oftmals um außergewöhnliche Spezialanfertigungen. Die Kleinstformatkamera „Totschka“ (Dt.: Punkt) wurde vom sowjetischen Geheimdienst KGB zu Spionagezwecken eingesetzt.
Das Deutsche Spionagemuseum hat ein Original der „Totschka“ in einer sehr speziellen Tarnung ausgestellt: als Krawattenkamera. Das Versteck war so beliebt, dass die Kamera in vielen Publikationen mit diesem Verfahren verknüpft wurde.
Wie viele andere berühmte Kamerasysteme wurde auch dieses Modell von KMZ (Krasnogorsker Mechanikfabrik) produziert. Das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Moskau ist spezialisiert auf optische Technik und unterhält eine große militärische Abteilung. Aus den Werkstätten dieser Fabrik stammen auch der von östlichen Geheimdiensten und Grenztruppen genutzte Fotosnaiper sowie die Spionagekamera F-21.
Die „Totschka“-Serie wurde ab 1958 produziert und hat ein handliches Format von 8,3 x 3 x 1,5 cm. Sie weist damit starke Ähnlichkeit mit einer anderen berühmten Spionagekamera auf: der Minox. Diese Kompaktheit erklärt auch den häufigen Einsatz beider Modelle für verdeckte Fotografie. Zudem verfügen beide Kameras über ein kleines Bildformat von 8 x 11 mm und nutzen Mikrofilm mit einer Breite von lediglich 9,5 mm. Dies erleichtert den versteckten Transport der Filme in Containern sowie die Unterbringung in toten Briefkästen.
Um die Spionagekamera zu befestigen, legte man dem Geheimagenten einen Gurt um die Brust, mit dem die „Totschka“ am Oberkörper festgeschnallt wurde. Durch ein kleines Loch in Oberhemd und Krawatte ließ sich dann unauffällig observieren, auch weil die Kamera praktisch geräuschlos arbeitet.
Das Objektiv verbarg man zusätzlich in einer Krawattennadel, damit das Loch in der Krawatte weniger auffällig wirkte. Ausgelöst wurden die Fotos über eine kabelgebundene Fernsteuerung. Dieser verbarg der Spion unauffällig in der Hosentasche oder in der Innentasche eines Sakkos.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit für die „Totschka“ wird in der Netflix-Serie „The Americans“ vorgestellt. Sie erzählt die fiktive Geschichte von zwei verheirateten KGB-Agenten, die während des Kalten Kriegs in den USA spionierten. In einer der ersten Folgen (Staffel 1, Folge 2) trägt Anneliese die Kamera nicht unter einer Krawatte, sondern unter einem golden glitzernden Abendkleid – versteckt zwischen ihren Brüsten. In einem unbeobachteten Moment zieht sie das Kleid ein Stück herunter, legt die Kamera frei und kann in kurzer Zeit einen Raum abfotografieren.
Die Variante mit Krawatte findet sich in der letzten Folge der zweiten Staffel. FBI-Agent Stan Beeman fotografiert hier durch eine speziell präparierte Krawattennadel den Monitor ab. Anstatt der Gurte, die wohl häufig zur Befestigung der Kamera am Brustkorb benutzt wurden, griff man hier jedoch zu einer beliebten Allzweckwaffe: Klebeband.