Rainer Rupp, alias IM »Topas«, gilt als bedeutendster Spion der DDR-Auslandsaufklärung HV A im Westen. Jahrelang gelang es ihm, NATO-Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe an die Stasi zu übermitteln. Erst 1993 brachten Stasi-Unterlagen seine Identität an Licht – und ihn ins Gefängnis. Im Deutschen Spionagemuseum trat Rainer Rupp am 11. Januar 2018 zum ersten Mal zusammen mit seinem Führungsoffizier Karl Rehbaum öffentlich auf.
Diesen historischen Augenblick wollte sich offenbar niemand entgehen lassen. Der Veranstaltungsraum im Deutschen Spionagemuseum platzte aus allen Nähten. Das Publikum war bunt gemischt, die Altersspanne umfasste drei Generationen. Auch der letzte Leiter der HV A, Werner Großmann, hatte sich eingefunden.
Als Moderator verstand es der Historiker Helmut Müller-Enbergs, spannende Details der Arbeit der DDR-Auslandsspionage zu ergründen und allgemeinverständlich zu vermitteln.
Rupp und Rehbaum schilderten, wie Geheimdienste im Kalten Krieg Agenten rekrutierten und mit welcher Motivation Menschen sich für Spionagearbeit gewinnen ließen. Außerdem gaben sie Einblicke, wie die Ausbildung der Agenten aussah und schließlich auch in die Alltagsarbeit des Agenten Rupp.
Anhand von Original-Exponaten aus der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums demonstrierte Rupp die Anfertigung von Mikrofilmen. Auf diese Weise ließen sich Dokumente auf die Größe eines Fingernagels reduzieren und nach Ost-Berlin schmuggeln. Das umfangreiche Wissen der beiden Protagonisten ließ sich in den knapp zwei Stunden der Veranstaltung nicht ausschöpfen. Es bleibt zu hoffen, dass sich der allseitige Wunsch auf eine Fortsetzung bald erfüllt.
Auf der nächsten Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum geht es um eine große Gestalt der Gegenseite. Autor Rolf-Dieter Müller, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission des BND, bespricht die neue Biografie über Reinhard Gehlen. Der Eintritt ist frei.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 16.01.2018