„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ (Paracelsus) Gifte sind also alles – und faszinieren die Menschen. So auch die Besucher des Deutschen Spionagemuseums. Der Gift-Experte Walter Katzung, ein Fachmann der Toxikologie und Pharmakologie, führte tief in die Welt der Gifte, Aphrodisiaka und Geheimdienste ein.
Als Gutachter kennt er nicht nur berühmte Fälle aus dem Geheimdienstmilieu. Er forschte auch im Sumpf der organisierten Kriminalität bis zu beängstigenden Fällen in der Türsteherszene und seltsamen Vorfällen in deutschen Swingerclubs.
Nicht alle Gifte müssen tödlich sein, aus der Sicht eines Chemikers sind Vergiftungen mehr als Fliegenpilz, Tod und Mord. Auch die Liebe kann toxisch sein. Kein Thema geistert so facettenreich durch die Weltgeschichte und unser Leben wie die Liebe.
Forscher wissen: Gefühlsbeziehungen gründen sich auf eine empfindliche Mischung aus Zeitpunkt, der sprichwörtlichen Chemie und etwas Glück. Was dann abläuft, sind chemische Prozesse. Doch Vorsicht: der Chemie der Liebe kann man auf die Sprünge helfen, sie manipulieren.
Für die Welt der Spionage spielte das eine besondere Rolle, hier wird Liebe als Technik eingesetzt – die Waffe der Romeos und Honigfallen. Über Jahrhunderte hinweg, durch den Kalten Krieg und bis heute nutzen Spione Liebe zur Informationsgewinnung.
Chemische Manipulation war und ist die oftmals unbekannte Seite der Romeos und Honigfallen. Durch den Einsatz bestimmter Stoffe kann Lust erzeugt, verlängert oder abgeschwächt werden.
Gleichzeitig kommen aber auch K.O.-Tropfen, Sprays, Nahrungszusätze oder Betäubungsmittel zum Einsatz. Immer an das Ziel angepasst. Vom berühmten Berliner „Salon Kitty“ hin zu Swinger-Clubs, Discos oder dem Online-Handel, Bezugsquellen und Anwendungsgebieten – historisch oder aktuell – berichtete der Experte.
Natürlich durfte bei einem Fachvortrag zum Thema Gifte aus gegebenem Anlass – den Mordanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal in England – ein Ausflug in die Welt der Nervengifte nicht fehlen.
Von der chemischen Struktur über die Geschichte des sowjetischen Nervengiftes „Novitschok“ hin zu den Fakten über die Vernichtung der Altbestände nach dem Kalten Krieg durfte nichts fehlen. Nur eines kennt natürlich auch der Toxikologe nicht: den Täter. Zu dünn sei bislang die veröffentlichte Faktenlage, um einen Rückschluss zu ziehen.
Es bleibt also spannend rund um die Welt der Gifte und Geheimdienste. Weitere Veranstaltungen des Deutschen Spionagemuseums zu dem Thema folgen also bestimmt.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 23.03.2018