Das Potenzial von Luftaufnahmen zur Spionage wurde früh erkannt und kam bereits im 1. Weltkrieg zum Einsatz. Ebenso schnell, wie sich die Luftfahrttechnik entwickelte und im 2. Weltkrieg neue Möglichkeiten zur Kriegsführung bot, schritt auch die Fototechnik voran.
Aufklärungsflüge der Luftwaffe dienten der Auskundschaftung der gegnerischen Stellungen, Truppenstärke sowie Angriffs- oder Verteidigungstaktik und boten so einen sehr wertvollen Informationsschatz für die eigene taktische Ausrichtung. Eine Präzisionskamera der Deutschen Luftwaffe für Luftbildaufnahmen befindet sich in der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums: die Handkammer Hk 12,5/7×9.
Die Handkammer Hk 12,5/7×9 wurde von den Mechanischen Werkstätten Fritz Völk für die Luftwaffe produziert. Das Hauptwerk befand sich in Berlin, ein Zweigwerk in Wittenberge in Brandenburg. Das Modell im Deutschen Spionagemuseum ist mit dem militärischen Fertigungszeichen „gxn“ gekennzeichnet, dass auf das Berliner Werk als Produktionsort verweist. Die Zahlenkombinationen beinhalten technischen Angaben: Die Technik musste in einigen Belangen auf die Anforderungen des Einsatzgebietes zugeschnitten werden.
Das Objektiv Xenon 1:2, 12,5 cm Brennweite, war sehr lichtstark, um auch bei schwachen Lichtverhältnissen aussagekräftige Aufnahmen zu. Die Bilder wurden auf einem 3 m langen und 8 cm breiten Rollfilm im Format 7×9 cm abgelichtet. 30 Aufnahmen waren möglich. Die Maße der Handkammer von ca. 28x28x16 cm (LxBxH) sind recht kompakt, das Gewicht lag bei knappen 4,5 kg.
Die Handkammer Hk 12,5/7×9 hatte einen starken Einfluss auf die Entwicklung weiterer berühmter Luftbildkameras. Als ein deutsches Aufklärungsflugzeug 1940 in Schweden Notlanden musste, kam die schwedische Luftwaffe in den Besitz einer solchen Kamera. Im Auftrag der schwedischen Regierung fertigte der schwedische Fotografe und Erfinder Victor Hasselblad (1906-1978) nach dem Vorbild dieses Modells seine erste Kamera, die ROSS HK-7.
Bis heute produziert die Firma Hasselblad hochwertige Kameras, die sich in Expertenkreisen großer Beliebtheit erfreuen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Entwicklung von Spionagetechnik auch einen wertvollen Beitrag zu Alltagstechnik leisten kann.