Die ARTE-Dokumentation „Tod eines Bankers“ von Moritz Enders und Ingolf Gritschneder untersucht die Todesumstände des Pressechefs der „Banca Monte dei Paschi di Siena“ im Jahr 2013. Bis heute sind die Hintergründe nicht vollständig aufgeklärt.
Besonders spannend ist dabei die Tatsache, dass sich die Dokumentation nicht nur auf den fragwürdigen Todesfall fokussiert, sondern einen Einblick gibt in den Zustand des gesamten italienischen Bankensystems – ein hochbrisantes Thema für den gesamten europäischen Raum.
Am 08. November 2018 stellten Moritz Enders und Finanz-Experten die Dokumentation im Deutschen Spionagemuseum vor.
Anlass zu den Recherchetätigkeiten von Moritz Enders über den Skandal um die älteste Bank der Welt bot Informationsmaterial, dass ihm zugespielt wurde. Die Geschichte ist brisant: Die „Banca Monte dei Paschi di Siena“ sitzt auf faulen Krediten in Milliardenhöhe – eine Gefahr für das europäische Finanzsystem.
Gibt es Verbindungen zwischen dem Tod David Rossis und den dubiosen Geschäften der Bank? Was wusste Rossi? Zwei Tage vor seinem Tod hatte er angekündigt, mit der Staatsanwaltschaft über die Finanzaktivitäten der Bank sprechen zu wollen. Das Publikum im Deutschen Spionagemuseum war nach der Vorführung sichtlich beeindruckt von der beklemmenden Dokumentation.
Im Anschluss an die Präsentation berichteten die Macher nicht nur von der Entstehung der Dokumentation und gaben weitere Hintergrundinformationen preis, sondern diskutieren zudem die möglichen Konsequenzen für Italien und ganz Europa.
Wie Enders berichtete, gab es weitere dubiose Todesfälle, die auffällige Parallelen zu dem Fall des David Rossi aufweisen. Was hier vertuscht werden soll, hat gewaltige Ausmaße. Das zeigte auch die Diskussion mit dem Wirtschaftsjournalisten Claudio Celani und Folker Hellmeyer, ehemaliger Chefanalyst der Bremer Landesbank:
Italien sei eines der reichsten Länder Europas, aber die Verteilung des Wohlstandes innerhalb der Gesellschaft funktioniere nicht. Einige wenige Prozent der Bevölkerung besäßen den Großteil des Reichtums. Zudem würden die italienischen Banken schon immer sehr schlecht geführt. Die Situation habe sich seit Jahrzehnten entwickelt und sei desaströs, so die Experten.
Wie Hellmeyer deutlich macht, war aus diesen Gründen die EU-Aufnahme Italiens von vornherein umstritten und kann zu einer Bedrohung für die EU werden. Viele Experten sehen die Gefahr eines neuen großen Finanzcrashs unmittelbar gegeben.
Die Folgen auf die Volkswirtschaften im europäischen Raum seien nicht absehbar. Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen plädierte Celani dafür, dass man eine Teilung zwischen Investmentbanken und Anlegerbanken vornimmt. Auf diese Weise soll das Risiko eines solchen Crashs gemindert werden.
Das Gespräch zwischen Experten und dem interessierten Publikum währte länger als alle vorangegangenen Podiumsdiskussionen im Deutschen Spionagemuseum und bot eindrucksvolle wie beängstigende Einblicke in die Verstrickungen der europäischen Finanzwelt.
Die nächste Veranstaltung am 13. November 2018 im Deutschen Spionagemuseum widmet sich dem Thema „Konspirative Wohnungen“. Mit Zeitzeugen geht auf es auf eine spannende Spurensuche. Der Eintritt ist frei.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 09.11.2018