Das Leben und Handeln von Agenten in der Öffentlichkeit genießt regelmäßig erhöhte Aufmerksamkeit. Dagegen bleiben die Auswirkungen dieser besonderen Lebenssituationen auf das Umfeld der Agenten meist im Dunkeln. Gerade für die Familienangehörigen aber sind die Auswirkungen der Agententätigkeit eines Elternteils oftmals drastisch. Eine besondere Biografie einer solchen Agententochter aus dem Kalten Krieg haben Jaak Kilmi und Gints Grūbe nun für ihre Dokumentation „Die Tochter des Spions“ („Spiegs, kurs mans tevs / My Father the Spy“) verfilmt.
Am 03. September 1978 verliert die damals neunzehnjährige Ieva Lesinska ihre Identität. Eigentlich will sie nur ihren Vater, der bei der UNO in New York arbeitet, besuchen. Doch nach ein paar Tagen erfährt sie von ihm, dass er nicht der ist, den sie glaubte zu kennen. In Wahrheit ist er ein Doppelagent, der sowohl für den KGB wie die CIA arbeitet. Nun will er aussteigen und ganz zu den Amerikanern überlaufen.
Ieva muss sich sofort entscheiden: Entweder geht sie zurück zu ihrer Mutter in die Sowjetunion oder sie bleibt bei ihrem Vater und der Stiefmutter in den USA. Die junge Frau entschließt sich zu bleiben. Fortan lebt sie in einem Schutzprogramm der US-Geheimdienste.
Sie tauscht ihr bisheriges Leben im Sozialismus gegen eine neue Zukunft im verlockend bunten Amerika der Achtzigerjahre. Plötzlich stammt sie nicht mehr aus Riga, sondern wird zu einer DDR-Emigrantin mit US-amerikanischem Pass. Für die nächsten acht Jahre ist sie Evelyn Dorn, ein Mädchen aus Ostberlin…
Nach acht Jahren stirbt der Vater auf mysteriöse Weise. Wurde er enttarnt und ermordet oder starb er eines natürlichen Todes? Der Einblick in den Obduktionsbericht wird ihr verweigert, die Zweifel wachsen. Als die Mauer fällt, die Sowjetunion zusammenbricht und Lettland unabhängig wird, kehrt sie 1991 in ihre alte Heimat, nach Riga zurück.
Jetzt, nach mehr als 30 Jahren, will sie endlich die Wahrheit erfahren. Wer war der Vater wirklich? Wie starb er? Haben russische, vielleicht sogar amerikanische, Geheimdienste ihn auf dem Gewissen? Wie auch immer die Wahrheit lauten wird, sein Leben im Kalten Krieg hat ihres für immer aus den Angeln gehoben.
Am 23. April 2020 kommt der Film offiziell in die Kinos. In Ausschnitten ist er bereits am 21. April 2020 im Deutschen Spionagemuseum zu sehen, dazu stellen sich Protagonisten, Regisseure und Spionage-Experten den Fragen des Publikums.
Bilder: ©KickFilmGmbH
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 05.03.2020