Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche verändert auch die Welt der Spionage. Geheimdienste sind auf die begehrten IT-Spezialisten angewiesen, um den aktuellen Herausforderungen gewachsen zu sein. Dabei treten sie in Konkurrenz zur freien Wirtschaft, die häufig mit mehr Gehalt und flexiblen Arbeitsbedingungen lockt. Mit einer ungewöhnlichen Kampagne versucht der BND nun, für Hacker attraktiver zu werden.
Gut ausgebildete IT-Spezialisten sind für den BND unerlässlich, um angemessen auf aktuelle Bedrohungen wie Cyberterrorismus reagieren zu können. Leider sprechen diese Fachkräfte oft nicht sonderlich gut auf in Behördendeutsch formulierte Werbekampagnen und Stellenanzeigen an. Die neue Kampagne unter dem Hashtag #followtheglitchkarnickel ist daher in Wortwahl und Ästhetik gezielt auf Personen aus der Hacker-Szene zugeschnitten.
Unterlegt von elektronischer Musik hüpft in dem schnell geschnittenen Videoclip ein projiziertes weißes Kaninchen über verschiedene öffentliche Fassaden in Berlin. Das auf den ersten Blick süße Objekt verändert sich dabei in gefährliche Gegenstände wie ein Haimaul oder einen Strudel. Die Botschaft ist klar: ganz so harmlos ist die Angelegeheit also nicht.
In den Projektionen finden sich unter anderem Anspielungen auf die „Gegner“, die es zu bekämpfen gilt, wie die berüchtigte russische Hacker-Gruppe Cozy Bear („how dare you Cozy Bear“). Wohl nicht zufällig erinnert der Slogan der Kampagne an den Kultfilm Matrix. Dort wird die Hauptfigur Neo aufgefordert, einem weißen Hasen zu folgen („follow the white rabbit“).
Zusätzlich zu dem wandelbaren Kaninchen wird auf den Projektionen die Internetadresse followtheglitchkarnickel.de angezeigt. Dort finden sich Berichte von Hackern, die bereits für den BND arbeiten, Stellenanzeigen und weiteres Informationsmaterial.
Doch nicht nur auf der genannten neuen Kampagnen-Website, sondern auch auf der offiziellen Website des BND wird fleißig um neuen IT-Nachwuchs geworben. Unter anderem berichtet dort ein Hacker unter der Überschrift „Hacken für Deutschland“ von seinem Arbeitsplatz bei der Abteilung für Technische Aufklärung.
BND-Präsident Bruno Kahl erklärte anlässlich der neuen Kampagne gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Alle Leute reißen sich um Fachkräfte, die in diesem Bereich Expertise haben. […] Wir müssen die Sprache derer sprechen, die sich für uns interessieren sollen“.
Die Themenfelder der BND-Hacker sind vielfältig und reichen vom internationalen Terrorismus, der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen über Organisierte Kriminalität und Menschenhandel bis hin zur Wirtschaftsspionage.
Dabei locke der BND auch mit einem Arbeitsumfeld, das Hackern in einiger Hinsicht mehr biete als die freie Wirtschaft, wie Kahl ausführt: „Bei uns kann man Dinge legal tun, die woanders vielleicht verboten werden.“ Auch bei den neuen Spionen weht also ein Hauch von James Bond. Statt der Lizenz zum Töten gibt es nun eine Lizenz zum Hacken.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 02.03.2021