Ein besonderes Kapitel der NATO-Strategie im Kalten Krieg stellten die „Stay-behind-Organisationen“ dar. Dabei handelte es sich um geheime paramilitärische Spezial-Einheiten. Der Auftrag bestand darin, sich im Fall eines Angriffskriegs des Warschauer Pakts auf westeuropäische Staaten von den heranrückenden Truppen überrollen zu lassen, um danach im Rücken der Feinde als „Partisanen“ zu agieren. Zu den Aufgaben gehörten vor allem nachrichtendienstliche Aufklärung sowie Sabotageakte.
Der Öffentlichkeit wurde die Existenz dieser Einheiten erst 1990 bekannt, als bei Ermittlungen zu mehreren Terroranschlägen in Italien, die in den 1980er Jahren das Land erschüttert hatten, Verbindungen zu italienischen Stay-behind-Organisationen ans Licht kamen. Diese arbeiteten unter dem Decknamen Gladio (dt.: Kurzschwert).
Die Ausstellung des Deutschen Spionagemuseums zeigt einen Ausrüstungsgegenstand solcher Stay-behind-Einheiten: Das FS 5000, ein digitales Daten-Kommunikationssystem, das ab den frühen 1980er Jahren von der deutschen AEG Telefunken AG mit Sitz in Frankfurt (Main) entwickelt und konstruiert wurde.
Zum Einsatz kam es stufenweise ab 1985. Allerdings weisen historische Forschungen darauf hin, dass es bei der Einführung auf deutscher Seite zu nicht unerheblichen Planungsänderungen und Verzögerungen kam, die zu starken Kostensteigerungen führten. Anscheinend wurden die meisten Geräte erst 1990/91 ausgeliefert, als der Kalte Krieg und damit der hauptsächliche Anlass für die Anschaffung gerade beendet wurde.
Der Deckname für dieses System lautete Harpoon. Die konkrete Geräte-Bezeichnung jedoch unterschied sich je nachdem, welche Nation das System nutzte. Jedes beteiligte Land hatte eigene unabhängige Stay-behind-Einheiten. FS 5000 war vor allem die amerikanische und deutsche Bezeichnung (FS steht für Field Station), im niederländischen Raum hieß das Gerät AZO-90. Die ursprüngliche Bezeichnung des Herstellers war SY 5000.
Das FS 5000 ließ sich in einem handelsüblichen Aktenkoffer transportieren. Es besteht aus mehreren Modulen, die in unterschiedlicher Art kombiniert werden konnten, um dann jeweils bestimmte Funktionen auszuführen. Die Reichweite umfasste über 6.000 Kilometer. Im Frequenzbereich zwischen 2 und 29,999 MHz sendete es digitale Funksprüche, während die Vorgängermodelle vom Typ FSS-20 noch mit Morsecode arbeiteten.
Der Vorteil der neuen Technik lag vor allem in der Geschwindigkeit: Für die Übermittlung einer Meldung mit 60 Zeichen benötigte das FS 5000 weniger als eine Sekunde, wodurch die feindliche Funkpeilung deutlich erschwert wurde. Das System arbeitetet also abhörsicherer als die alte Funktechnik.
Die Funksprüche lassen sich mit dem FS 5000 sowohl verschlüsseln und versenden als auch empfangen und entschlüsseln. Bei der Konstruktion wurde Wert daraufgelegt, dass die Komponenten zuverlässig gegen Einflüsse wie Erschütterung oder Nässe geschützt sind. Das Gerät konnte auch autark mit einer 14,4-V-NC-Batterie (einem sogenannten Nickel-Cadmium-Akkumulator) betrieben werden. Dies sollte eine dauerhaft fehlerfreie Funktion der Funkstation während dem Kampfeinsatz hinter feindlichen Linien sicherstellen.
Als Auftraggeber für das Kommunikationssystem gilt das Allied Clandestine Committee (ACC). Dabei handelt es sich um eine Abteilung der NATO-Hauptquartiere, die für die Stay-behind-Organisationen zuständig war. Die Arbeit des ACC ist immer noch Gegenstand der historischen Forschungsdiskussion. Es gibt wenig handfeste Informationen zu diesem Sachverhalt. Ebenso ist umstritten, inwiefern die NATO und auch die CIA im Detail an diesen paramilitärischen Truppen beteiligt waren.
Nach dem Ende des Kalten Kriegs kam es zur Auflösung der Einheiten. Die für viel Geld angeschafften FS 5000-Geräte fanden in der Folgezeit zum Teil in modifizierter Form (FS 5000M) durch Fernspäher-Einheiten der Bundeswehr Verwendung. Als Nachfolgemodell wurde ab 1997 das HRM-7000 eingeführt.