Das Ver- und Entschlüsseln von Nachrichten gehörte schon immer zu den wichtigsten Disziplinen von Geheimdiensten. Gerade, wenn es um die Kommunikation auf politischer Ebene, zwischen Behörden oder wichtigen Entscheidungsträger geht, ist der Geheimnisschutz enorm wichtig.
Der Verfassungsschutz in Berlin setzte dazu in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre ein Gerät ein, welches nun im Deutschen Spionagemuseum zu sehen ist: das Elcrotel 4-S Verschlüsselungsgerät.
Entwickelt wurde das Elcrotel 4-S vor allem für die Kommunikation mit Fernschreibern. Diese lange Zeit sehr üblichen Telegrafie-Geräte dienten der digitalen Datenübertragung. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Fernschreiber häufig als „Ticker“ bezeichnet, da sie bei der Arbeit ein rhythmisch tickendes Geräusch abgeben.
Heutzutage sind Fernschreiber kaum noch im Einsatz, zuerst Faxgeräte und schließlich das Internet haben der Technik seit Ende der 1990-Jahre den Rang abgelaufen. Wenn Fernschreiber bei Behörden, Polizei und Bundeswehr zum Einsatz kamen, wurden sie mit Verschlüsselungsgeräten wie dem Elcrotel 4-S kombiniert. Dies sollte abhörsichere Kommunikation zwischen Behörden ermöglichen und diente dem Geheimnisschutz.
Die sensiblen Einsatzgebiete des Elcrotel 4-S erklären auch, weshalb die Bedienung des Gerätes mehrfach gesichert war: Öffnen ließ sich das Elcrotel 4-S mit einem speziellen Schachtschlüssel, der in der Regel gesondert gelagert wurde. Nach dem Öffnen konnte man den Code, mit dem die Nachricht verschlüsselt wurde, in Form eines gestanzten Lochstreifens einlegen.
Lochstreifen stellten lange Zeit die üblichsten und auch wirtschaftlichsten Datenträger dar. Zum Teil wurden sie bis Anfang des 21. Jahrhunderts in der Nachrichtentechnik von Militär und Behörden genutzt. Je öfter der Lochstreifen gewechselt wurde, desto sicherer war das Verfahren. Dazu gab es individuelle Anweisungen bei den unterschiedlichen Anwendern.
Häufig fand der Wechsel täglich zum Dienstbeginn statt, dieser wurde von einem speziellen Kryptobeauftragten durchgeführt. Alte Codierungs-Lochstreifen mussten in der Regel vernichtet werden. Nach dem Einlegen wurde durch Betätigung der LÖ/BR-Taste (Löschen/Break) der alte Code gelöscht. Die VS-Taste aktiviert dann den neuen Code.
Bedient wurden die behördlichen Fernschreiber und auch die Kryptogeräte nur von Personal mit den entsprechenden Sicherheitsfreigaben. Im Vergleich zu Fernschreiber-Verschlüsselungsgeräten älterer Generationen hatte das Elcrotel 4-S den Vorteil, dass es gesendete und empfangene Signale automatisch ver- und entschlüsselt. Eine umfassende Gerätekenntnis und ein selbsttätiges Einstellen der Codierung war nicht mehr nötig. Das Wissen um den eingesetzten Lochstreifen-Code lag also nur beim Kryptobeauftragten.
Mit dem Nachfolger des Elcrotel 4-S, dem taktischen Telegraphie-Schlüsselgerät ELCROTEL 5, wurde diese Sicherheit durch Einführung des Verschlüsselungsverfahrens SAVILLE, das von GCHQ und NSA zusammen entwickelt wurde, noch erhöht. Viele Details zu diesem Algorithmus unterliegen allerdings bis heute der Geheimhaltung.