Gürtelpeiler

Getarnte Jagd nach Agentenfunkern

Die Arbeit von Geheimdiensten beschränkt sich nicht darauf, andere Länder auszuspionieren. Ein wichtiger Aspekt stellt zudem die Gegenspionage dar. Dabei geht es darum, die Arbeit fremder Agenten aufzudecken und zu verhindern. Im Zweiten Weltkrieg waren Polizei und Nachrichtendienste ständig auf der Suche nach Agentenfunkern im Deutschen Reich, die Informationen an die Alliierten übermittelten.

Normalerweise waren die technischen Geräte zur Funkpeilung damals großformatig und kamen von Kraftwagen aus zum Einsatz. Dadurch gestaltete sich der Einsatz dieser Geräte recht unflexibel und auffällig.

Um einen verdeckten und mobilen Einsatz eines Funkpeilers zu ermöglichen, entwickelte die Nachrichten-Erprobungs- und Abnahmestelle der deutschen Ordnungspolizei 1942 den Gürtelpeiler, der auch von allen deutschen Geheimdiensten eingesetzt wurde. Ein Exemplar dieses seltenen Geräts ist im Deutschen Spionagemuseum zu sehen.

Suche nach elektromagnetischen Funksignalen

Technisch gesehen handelte es sich bei dem Gürtelpeiler um einen Überlagerungsempfänger zur Verarbeitung von hochfrequenten elektromagnetischen Funksignalen. Ausgrüstet war er mit sieben Röhren. Durch den mehrstufigen Aufbau ließen sich unterschiedliche Zwischenfrequenzen nutzen.

Die Bandbreite des Geräts lag zwischen 3 und 20 MHz. Je nach Art und Bebauung des Einsatzgebietes verfügte der Gürtelpeiler über eine Reichweite von bis zu 3 km. Gebaut wurde der Gürtelpeiler in Wien von der Firma Kapsch, heute ein international bedeutendes Unternehmen auf dem Gebiet der Telekommunikations- und Verkehrstelematik.

Kompakt und unauffällig konstruiert

Durch seine kompakte und ovale-geformte Konstruktion ließ sich der Gürtelpeiler um den Körper schnallen und durch einen weiten Mantel fast vollständig verbergen. Damit stellte er vermutlich den ersten Funkpeiler dar, der am Köper getragen zum Einsatz kam. Der Agent konnte sich als unauffälliger Passant bewegen und erregte dadurch keine Aufmerksamkeit.

Die Hauptantenne zum Aufspüren der Funkwellen legte er sich um dem Hals. Da normale Kopfhörer zu auffällig waren, verfügte der Gürtelpeiler über einen speziellen Mini-Hörer mit dem Namen Liliputhörer, der kaum sichtbar in einem Ohr saß. Am Handgelenk trug der Agent ein als gewöhnliche Armbanduhr getarntes Signalstärkemessgerät.

Sobald eine verdächtige Funkfrequenz gefunden wurde, folgte der Agent den Angaben dieses Signalstärkemessgeräts und gelangte an den Ort des Senders.

Vorbild für Gürtelpeiler im Kalten Krieg

Im Kalten Krieg diente der Gürtelpeiler als Vorbild für zahlreiche ähnliche Geräte. In der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums befinden sich mit dem sowjetischen FILIN aus den 1970er-Jahren und dem westdeutschen von Telefunken entwickelten PE-484 aus den späten 1950er-Jahren gleich zwei Objekte, bei denen die Inspirationen des Gürtelpeilers klar erkennbar sind. Bei dem FILIN ist es die unten zu sehende sehr ähnliche Konstruktion in ovaler Form, beim PE-484 ein als Armbanduhr getarnte Signalstärkemessgerät.