Zu jeder Zeit mussten Geheimdienste immer neue Möglichkeiten finden, um Informationen oder Gegenstände heimlich zu verstecken, zu transportieren oder auszutauschen. Während der Hochzeit der Spionage im Kalten Krieg etablierten sich zu diesem Zweck zwei Systeme. Einerseits Container, mit denen zum Beispiel auf Mikrofilm gespeicherte Nachrichten geschmuggelt werden konnten. Andereseits tote Briefkästen, die vor allem dazu dienten, Informationen oder Gegenstände wie Geld und Ausrüstung anonym zu hinterlegen, damit diese anschließend von Agenten abgeholt werden konnten.
Unter den zahlreichen Containern und toten Briefkästen, die im Deutschen Spionagemuseum zu sehen sind, fällt ein Objekt auf, dass in der Gattung der Geheimverstecke einen besonderen Platz einnimmt: der sogenannte „Krebs“, ein Spezialcontainer der Stasi aus den 1980er-Jahren.
Bei dem „Krebs“ handelte es sich um einen zylinderförmigen Kunststoff-Behälter mit den Maßen 50 x 20 cm. Dieser ließ sich mit einem Metalldeckel wasserdicht verschließen. Die Stasi nutzte diese Spezialcontainer weder zum Transport von Informationen noch als toten Briefkasten. In ihnen ließen sich auf Mikrofilm gespeicherte Unterlagen zu Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) versteckt lagern.
Grundlage dieser Datensammlung war die Praxis der Stasi, nach sechs Monaten Zusammenarbeit mit einem IM eine sogenannte „Zusammengefasste Auskunft“ anzufertigen. Dort wurden sämtliche relevante Daten zur Person erfasst. Dazu gehörten neben allgemeinen Daten wie Name, Alter und beruflichem Werdegang auch Details wie die Art der Anwerbung, der jeweilige Führungsoffizier, besondere Fähigkeiten, Codeworte und Berichte über die Tätigkeit. Die für Auskunftsberichte auszufüllenden Formblätter mit der Nummer F 217 wurden regelmäßig auf Mikrofilm gespeicher. In dieser Form waren sie platzsparend lagerfähig.
Zuständig für die Speicherung und Verwaltung dieser Informationen war die Abteilung XII (Zentrale Auskunft, Speicher). Sowohl in der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg als auch in den Bezirksverwaltungen existierten solche Abteilungen XII. Eigene Registratur-Abteilungen, die aber mit der Zentrale verbunden waren, besaßen lediglich die Hauptverwaltung A (zuständig für Auslandsspionage) und die Hauptabteilung I (zuständig für NVA, militärischen Nachrichtendienst und Grenztruppen der DDR). Die schiere Anzahl an IM macht deutlich, wie groß der Aufwand gewesen sein muss, die Daten zu erfassen und regelmäßig zu aktualisieren: 1989 gab es etwa 189.000 IM, das heißt auf 89 DDR-Bürger kam damals ein IM.
Neben den erwähnten Krebsen in Zylinderform gab es auch solche in rechteckiger Form. Die Container wurden nach der Befüllung im Erdreich oder mit Gewichten beschwert unter Wasser versteckt. Sie waren vor allem für den Krisenfall vorgesehen: Falls die Stasi in einem solchen Fall nicht mehr in der Lage gewesen wäre, ihre Standorte und Archive zu nutzen, sollte das IM-Netz mit den gelagerten Informationen aufrechterhalten werden.