Mit diesem als „Schnellgeber“ bezeichneten Codewandlergerät waren Stasi-Agenten im Auslandseinsatz in der Lage, abhörsicher Informationen nach Ost-Berlin zu übermitteln. Prominentester Benutzer eines solchen Codewandlers war Rainer Rupp, der unter dem Decknamen Topas von 1977 bis 1989 im NATO-Hauptquartier in Brüssel arbeitete. Dort hatte er Zugang zu militärstrategischen Dokumente der höchsten Geheimhaltungsstufe und lieferte diese an die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), dem Auslandsgeheimdienst der Stasi.
Entwickelt wurden die Schnellgeber von der Spezialabteilung der Stasi für ausgefeilte Spionagetechnik, dem Operativ Technischen Sektor (OTS). Ziel war es, unkompliziert eilige Kurznachrichten übermitteln zu können.
Durch die Nutzung eines handelsüblichen Taschenrechners als Gehäuse war der Agent in der Lage, das Codewandlergerät jederzeit unauffällig bei sich zu tragen. Um die Tarnung perfekt zu machen, ließ sich der Taschenrechner natürlich auch als solcher nutzen. Vor der Datenübermittlung musste der Agent eine Nadel in ein winziges, gut verstecktes Loch einführen, um den Operationsmodus des Geräts zu ändern.
Rupp schildert im Zeitzeugeninterview, das im Deutschen Spionagemuseum zu sehen ist, sehr genau, wie sich ein solcher Schnellgeber nutzen ließ. Der Museumsbesucher erhält so einen spannenden Einblick in die Agentenausrüstung des Kalten Krieges:
Zuerst übersetzte der Agent die Nachricht mit einem speziellen Code in Zahlenform und konnte diese dann in die Tastatur des Taschenrechners eingegeben. Für die anschließende Datenübermittlung nutze Rupp eine öffentliche Telefonzelle. Auf diese Weise wurde eine eventuelle Rückverfolgung des Anrufes zur Person des Agenten deutlich erschwert.
Als unauffälliger Telefonkontakt im Osten diente die Großmutter eines Kameraden, die natürlich eingeweiht war. Nach ein paar unverfänglichen Begrüßungsworten hielt Rupp den Codewandler an die Hörmuschel des Telefonhörers und übermittelte so die Nachricht. Die Informationen wurden mit einem Akustikkoppler gesendet, der die Übertragung von digitalen Daten über eine analoge Telefonleitung ermöglichte. Anschließend musste die Nachricht von der Stasi umgewandelt und dechiffriert werden.
Mit modernster Technik wie dem Schnellgeber konnte Rupp alias Topas zwölf Jahre lang unentdeckt bei der NATO spionieren. Erst der Zusammenbruch der DDR und die damit verbundene Offenlegung der Stasi-Akten enttarnten schließlich den Meisterspion.