Im Kalten Krieg gehörten spezielle Minikameras zu den fototechnisch fortschrittlichsten Kleinstgeräten und waren perfekt für Spionagezwecke einsetzbar. Sie haben zwei elementare Vorteile: Einerseits lassen sie sich aufgrund ihrer handlichen Maße in unterschiedlichsten Tarnungen verbauen. Die Bilder werden auf Mikrofilm gespeichert. Auf diese Weise lassen sich auch umfangreiche Schriftstücke problemlos versteckt übermitteln.
Im Deutschen Spionagemuseum ist unter anderem ein besonderes Exemplar einer Minikamera zu sehen, die zur Tarnung in eine Streichholzschachtel verbaut wurde.
Konstruiert hat dieses System die Abteilung Operativ-Technischer Sektor (OTS) ab den 1950er-Jahren. Diese Spezial-Abteilung der Stasi war unter anderem zuständig für die Entwicklung und Fertigung technischer Spionagegeräte und diverser Container. Die Streichholzschachtel verfügte über die Standardmaße von ca. 5 x 3,5 x 1,5 cm. Genutzt wurde die Technik vor allem von den Agenten der Hauptverwaltung A (HV A), dem Auslandsnachrichtendienst der DDR.
Die Agenten der HV A arbeiteten unter anderem in hochsensiblen Sicherheitsbereichen, zum Beispiel bei der NATO in Brüssel oder dem westdeutschen Rüstungsunternehmen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB). Streng geheime Dokumente unterliegen dem sogenannten „Eyes-only“-Status und dürfen weder abgeschrieben noch fotografiert werden. Mit den geräuschlosen Minikameras war es möglich, auch unter Bewachung während der Einsicht in solche Unterlagen heimlich Fotos anzufertigen.
Für den Einsatz mit Minikameras mussten die Agenten speziell geschult werden, vor allem im Einhalten des Aufnahmeabstandes. Weil die Geräte so klein waren, besaßen sie weder einen Sucher, noch einen Belichtungsmesser oder einen verstellbaren Fokus. Schnell konnte es daher passieren, dass die Fotografien in der Hektik des Einsatzes – oft stand zum Abfotografieren der Dokumente nur ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung – unscharf oder unterbelichtet waren.
Im Laufe der Zeit verbesserte sich die Technik der Kameras, um die Gefahr von Qualitätsverlusten bei den Aufnahmen zu reduzieren. Dies geschah zum Beispiel dadurch, dass die Optik der Kamera auf die Ellenlänge des individuellen Agenten eingestellt werden konnte. Zudem wurden durch die Kamera zwei Markierungen auf die Vorlage projiziert, die bei der richtigen Entfernung übereinander fielen.
Mit dem Aufkommen des digitalen Zeitalters wurden die analogen Minikameras für Spione obsolet. Heutige handelsübliche Minikameras verfügen über weit mehr Funktionen und Datenspeichervolumen als sich die Technik-Experten des OTS hätten träumen lassen.
Doch als die analogen Minikameras entwickelt wurden, stellten sie eine außergewöhnliche Spionage-Technologie dar. Daher konnten sie im Fall, dass sie bei den enttarnten Agenten gefunden wurden, auch als belastendes Beweismaterial gegen diese verwendet werden.